Süddeutsche Zeitung

Wetterumschwung:Schwere Unwetter über Deutschland - größere Schäden bleiben aus

  • Über weite Teile Deutschlands ist das Gewittertief "Nadine" hinweggezogen.
  • Es kam zu Behinderungen im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. Bis in den Morgen hinein blieben Bahnstrecken gesperrt.
  • Vielerorts mussten Feuerwehr- und Sicherheitskräfte zu Einsätzen ausrücken, größere Schäden jedoch blieben aus.

Nach etlichen Tagen großer Hitze ist es zumindest vorübergehend etwas kühler geworden. Am Donnerstagnachmittag gab es vor allem im Westen Deutschlands zum Teil heftige Gewitter. Gewittertief "Nadine" brachte Starkregen und örtlich Hagel mit sich. Auf der Webseite der Unwetterzentrale Deutschland waren große Teile Niedersachsens und Schleswig-Holsteins rot eingefärbt. Das steht für die zweithöchste Unwetterwarnstufe.

Die Gewitter führten örtlich zu erheblichen Störungen, vor allem im Flug- und Bahnverkehr.

Niedersachsen/Hamburg/Schleswig-Holstein/Bremen

Während eines heftigen Sturms in Hamburg sind zwei Jugendliche durch einen entwurzelten Baum verletzt worden. Der 18-jährige Junge und das 15-jährige Mädchen seien am Donnerstagabend im Stadtteil Harburg unterwegs gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Ob sie dabei direkt von dem umgestürzten Baum oder von den umherfliegenden Ästen getroffen wurden, war zunächst unklar. Die beiden wurden ins Krankenhaus gebracht, ihre Verletzungen waren nicht lebensbedrohlich.

Die Gewitterfront hat den Bahnverkehr im Norden teilweise zum Erliegen gebracht. Gesperrt waren am Abend zum Beispiel die Strecken von Hamburg und Hannover nach Berlin. "Zahlreiche Strecken im Norden Deutschlands sind derzeit gesperrt. Es kommt zu Verspätungen und Zugausfällen im Nah- wie Fernverkehr", teilte die Bahn mit. Für Reisende, die ihre Fahrt nicht mehr fortsetzen konnten, stellte die Deutsche Bahn an mehreren Bahnhöfen Aufenthaltszüge bereit. Auch am Freitagmorgen werden auf einigen Strecken noch Störungen erwartet.

In Bremen kippte ein Baum auf ein fahrendes Auto. Eine Person wurde dabei durch herumfliegende Glassplitter leicht verletzt. Ein weiterer Baum stürzte auf eine Oberleitung der Bahn und eine Stromleitung riss durch die starken Winde ab. Außerdem stürzte in der Innenstadt ein Baugerüst um.

Größere Unwetter-Folgen im Flugverkehr gab es weder am Airport Bremen noch in Hannover. Lediglich einzelne Flüge konnten dort nicht landen.

Nordrhein-Westfalen

Insbesondere Bahnfahrer müssen sich auf Verzögerungen auf der Ost-West-Strecke einstellen. Wegen Unwetterschäden an der ICE-Linie 10 von Berlin nach Düsseldorf und Köln müssten Reisende der betroffenen Verbindung den gesamten Freitag über mit etwa 30 Minuten Verspätung rechnen, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Morgen.

Grund für die Verzögerungen seien die Sturmauswirkungen auf dem Streckenabschnitt Hannover-Wolfsburg, die Züge müssten zunächst über Braunschweig umgeleitet werden. Weitere Linien des Fern- und Regionalverkehrs in NRW seien jedoch von den Sturmschäden nicht betroffen. Für gestrandete Zugreisende hat die Deutsche Bahn in der Nacht an mehreren Bahnhöfen, etwa in Dortmund oder in Hamm/Westfalen Aufenthaltszüge bereitgestellt.

Hessen

Auf der wichtigen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Köln und Frankfurt fuhren wegen Unwetterschäden vorübergehend keine Züge. Am Frankfurter Flughafen wurde der Betrieb kurzzeitig eingestellt. Sowohl die Abfertigung, als auch An- und Abflüge mussten gegen 15.20 Uhr für etwa eine halbe Stunde gestoppt werden, wie ein Fraport-Sprecher mitteilte. Nach Angaben der Frankfurter Feuerwehr stürzten wegen Sturmböen im Stadtwald Bäume um. Die Stadt warnte, dass die Gefahr von Astbrüchen in Parks und Grünanlagen wegen der Windböen erhöht sei. Auch auf der A3 nahe Seligenstadt gab es Probleme mit umgestürzten Bäumen, sie blockierten dort den Verkehr in Fahrtrichtung Würzburg. Der Verkehr staute sich auf einer Länge von mehr als 20 Kilometern. Einige Fahrzeuge seien durch die Bäume beschädigt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Im mittelhessischen Bad Vilbel wurden drei Menschen verletzt, als sich in einem Café eine 20 Meter lange Jalousie löste. In Marburg stürzte ein Baum auf ein Auto, wobei ebenfalls eine Person Verletzungen erlitt.

Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg gab es nur vereinzelte Störungen im Bahnverkehr, meist durch Bäume oder andere Gegenstände, die der starke Wind auf die Gleise geweht hatte. So sei etwa der Regionalverkehr zwischen Mannheim und Heilbronn zwischen 15.00 und 16.30 Uhr unterbrochen gewesen, weil sich am Rangierbahnhof in Mannheim ein Dachteil gelöst habe und in die Oberleitung geflogen sei. In Mannheim gingen bei der Feuerwehr innerhalb einer Stunde mehr als 180 Notrufe ein.

Rheinland-Pfalz/Saarland

Die Feuerwehren im Stadtverband Saarbrücken mussten zu mehr als 100 Einsätzen ausrücken. Stellenweise fielen im Saarland und im angrenzenden Rheinland-Pfalz bis zu 20 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von nur einer Stunde. Sturmböen fegten mit mehr als 90 Kilometer pro Stunde über das Land. Das Unwetter sei auch über das Musikfestival "Rocco del Schlacko" hinweggezogen. Einige Zelte seien niedergerafft worden, Verletzte habe es jeodch nicht gegeben. In der Pfalz waren etliche Bahnstrecken unterbrochen, meist wegen umgestürzter Bäume.

Wetteraussichten

Zum Wochenende beruhigt sich das Wetter vielerorts wieder, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. Die Temperaturen sinken in der Nacht zum Samstag auf 14 bis 7 Grad. Außer im Norden und Nordwesten kommt der Sonnenschein tagsüber aber überall in Deutschland zurück. Die Temperaturen sollen dann zwischen 23 und 27 Grad liegen. Die Hitzewelle ist jedoch noch nicht vorbei. Laut Deutschem Wetterdienst könne es noch "bis in den Oktober hinein heiße Tage von 30 Grad oder mehr in Deutschland geben".

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