Gewitter in Deutschland:Nirgendwo blitzte es häufiger als in Schweinfurt

Lesezeit: 2 min

Deutschland wurde im vergangenen Jahr rund 446 000 Mal vom Blitz getroffen. (Foto: dpa)
  • Eine Auswertung hat ergeben, dass Schweinfurt in Unterfranken im vergangenen Jahr die Stadt mit den meisten Blitzeinschlägen in Deutschland war.
  • Das blitzreichste Bundesland war das Saarland.
  • Insgesamt war das Jahr 2018 jedoch kein besonders gewitterreiches Jahr.

Was weiß man über Schweinfurt? Es ist eine 55 000-Einwohner-Stadt, im äußersten Norden Bayerns gelegen. Hier spricht man Fränkisch, also ein weiches t und ein hartes d. Neben München und Nürnberg war Schweinfurt lange eine Hochburg der SPD in Bayern, aber gut, das ist auch vorbei. Schweinfurt verfügt über 62 Brücken und von hier kommt Deutschlands beste Breakdance-Performance-Gruppe, die Dancefloor Destruction Crew. Außerdem sind die Stadt und die Umgebung bekannt für das trockene, für den Weinbau günstige Klima. Nur etwas mehr als 600 Liter Regen pro Quadratmeter fallen hier im jährlichen Durchschnitt.

Aber auf die Regenmenge kommt es ja auch nicht an in der Rangliste, auf der Schweinfurt ganz oben an Platz eins steht. Nirgendwo sonst in Deutschland hat es so häufig geblitzt wie hier. Das Unternehmen Siemens kürt die Stadt in einer Mitteilung süffisant zur "Blitz-Hauptstadt" in Deutschland.

Schon seit 1991 betreibt der Technologiekonzern einen Blitz-Informationsdienst, der Daten von etwa 160 verbundenen Messstationen in Europa auswertet. Bis auf 50 Meter genau könne eine Software erfassen, wo ein Blitz eingeschlagen hat, sagt Stephan Thern, der Leiter des Dienstes. An die Kunden schicke Siemens dann aktuelle Warnhinweise.

Im vergangenen Jahr ist Deutschland 446 000 Mal vom Blitz getroffen worden. Das war allerdings nur halb so oft wie vor zehn Jahren, wie der Blitz-Informationsdienst mitteilt. "Im Jahr 2018 verzeichneten wir relativ wenige Gewitter", erklärt Thern. "Der Jahrhundertsommer war zu warm, die Wetterlagen waren sehr stabil, und Gewitterfronten fielen nicht so ausgeprägt aus." Als "Blitz-Hotspot" löste Schweinfurt den Landkreis Garmisch-Partenkirchen ab.

Besonders viele Einschläge in Kroatien, besonders wenig in Irland

In der fränkischen Stadt registrierten die Experten im vergangenen Jahr fünf Einschläge pro Quadratkilometer. An zweiter und dritter Stelle folgten der Rheinisch-Bergische Kreis und der oberbayerische Landkreis Weilheim-Schongau mit vier Einschlägen pro Quadratkilometer. Da spiele die Nähe zu Höhen- und Gebirgslagen eine Rolle, sagte Thern. Am seltensten krachte es im Norden: In Kiel, Potsdam, Schwerin und im Landkreis Lüchow-Dannenberg wurden nur 0,2 Erdblitze pro Quadratkilometer gezählt.

Unter den Bundesländern war Mecklenburg-Vorpommern das Land mit den wenigsten Blitzen. Das blitzreichste Bundesland war das Saarland. In Europa reicht die Spanne von 0,04 Einschlägen pro Quadratkilometer in Irland bis 7,7 in Kroatien.

Schäden durch Blitzeinschläge sind in der Regel versichert - daher können die Daten des Informationsdienstes auch Verbrauchern helfen. Die Elektronik in Fernsehern, Waschmaschinen oder Industriesteuerungen kann auch durch Einschläge in einiger Entfernung beschädigt werden. Versicherungen, Wetterdienste, Sportanlagen, Industrieunternehmen und Stromnetzbetreiber sind Kunden des Dienstes.

© SZ.de/dpa/aner/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: