Süddeutsche Zeitung

Gewalt in Sachsen:Neuer Überfall auf Inder in Mügeln

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Im Sommer 2007 wurde Mügeln durch einen fremdenfeindlichen Exzess bekannt. Nun kam es dort wieder zu einem Gewaltausbruch - Opfer ist der Betreiber jener Pizzeria, die damals vom Mob belagert wurde.

Oliver Das Gupta

Mügeln, jenes Städtchen zwischen Dresden und Leipzig gelegen, kennt die Republik seit dem Sommer 2007. Damals, in der Nacht zum 19. August 2007, kam es bei einem Stadtfest zu einem fremdenfeindlichen Gewaltausbruch.

Dutzende Deutsche verfolgten acht Inder aus einem Festzelt, sie konnten sich mit Not in einer Pizzeria in Sicherheit bringen, die einer von ihnen betreibt. Der Mob skandierte nach Angaben des MDR fremdenfeindliche Parolen. Nur ein Großaufgebot der Polizei verhinderte Schlimmeres.

Danach erhielten mehrere Beteiligte Freiheits- und Geldstrafen. Auch wenn es der zuständigen Amtsrichterin zufolge bei den Ausschreitungen im Festzelt keinen rechten Hintergrund gegeben habe, wurde einer der Täter unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilt.

Nun scheint sich die Geschichte im Kleinen zu wiederholen: Der Betreiber der Pizzeria ist offenbar erneut Opfer eines gewalttätigen Übergriffs geworden. Es soll sich dem Bericht zufolge um zwei mutmaßliche Täter handeln, die beiden Männer sollen in Begleitung einer Frau gewesen sein.

Prügeln statt reden

Wie die Oschatzer Allgemeine berichtete, hätte jemand in der Nacht zum Samstag gegen Türen und Scheiben der Pizzeria "Picobello" geschlagen. Aufgeschreckt durch den Krach seien der Inhaber und ein 25 Jahre alter Angestellter auf die Straße gerannt, sie hätten das Trio zur Rede stellen wollen, heißt es.

Statt zu reden, wurde zugeschlagen: Die beiden Männer hätten auf die beiden Inder eingeprügelt, so die Zeitung. Wortlos, mehrere Minuten.

Einer der Täter habe einen Schlagring verwendet. Dem Betreiber sei die Nase gebrochen worden, er habe immer noch Schmerzen und Nasenbluten. Sein Mitarbeiter blieb unverletzt.

Ein 29 Jahre alter Tatverdächtiger sei inzwischen festgenommen worden, stark angetrunken. Die Staatsanwaltschaft erklärte dem Blatt, ein ausländerfeindlicher Hintergrund sei nicht auszuschließen.

In der "Picobello"-Pizzeria will derzeit niemand über die neue Gewalttat sprechen. Als sueddeutsche.de dort anruft, antwortet eine leise Stimme lediglich: "Heute ist zu." Dann wird wortlos aufgelegt.

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