Sexuelle Gewalt in Indien:Vierjährige stirbt nach Vergewaltigung

Sexuelle Gewalt in Indien: Protest in Indien: Empörte Menschen demonstrieren, nachdem ein Kind vergewaltigt worden ist.

Protest in Indien: Empörte Menschen demonstrieren, nachdem ein Kind vergewaltigt worden ist.

(Foto: AFP)

Zehn Tage lang kämpften die Ärzte um das Leben eines vierjährigen Mädchens, das vergewaltigt worden war. Nun ist das Kind an den Folgen der Tat verstorben.

Ein vier Jahre altes Mädchen ist in Indien laut Medienberichten an den Folgen einer Vergewaltigung gestorben. Das Herz des Kindes habe nach zehn Tage langem Kampf aufgehört zu schlagen, sagte Ravi Mandadiar, Verwaltungschef des behandelnden Krankenhauses in der zentralindischen Stadt Nagpur.

Die Vierjährige habe vor dem elterlichen Haus gespielt, als zwei Männer sie mit Schokolade weggelockt hätten, berichtete der Nachrichtensender NDTV. Die Eltern hätten das Kind erst am nächsten Morgen blutend in einem Feld gefunden. Zwei Verdächtige seien festgenommen worden, hieß es.

In der Hauptstadt Neu Delhi liegen derzeit noch zwei kleine Mädchen in einem Krankenhaus, die ebenfalls Opfer solch grausamer Taten wurden.

Am Freitag missbrauchte ein Täter eine Sechsjährige in einer Toilette und schlitzte ihr den Hals auf. Das Mädchen musste drei Stunden lang operiert werden. Ein 14 Jahre alter Tatverdächtiger sei festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher.

Das andere Kind, fünf Jahre alt, wurde vor zwei Wochen entführt, vergewaltigt und dann in der Wohnung zurückgelassen. Die Tat löste Proteste in Neu Delhi aus - auch wegen der angeblichen Untätigkeit der Polizei, die nach Angaben des Vaters des Kindes tagelang nichts unternahm. Außerdem sollen die Polizisten versucht haben, die Eltern zu bestechen, damit sie die Vergewaltigung nicht öffentlich machen.

Gesetze werden nicht angewandt

Sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist seit der mörderischen Gruppenvergewaltigung einer Studentin in einem Bus im Dezember ein viel diskutiertes Thema in der indischen Öffentlichkeit. Das hält die Täter aber nicht ab - allein in der Hauptstadt Neu Delhi wurden in den ersten viereinhalb Monaten dieses Jahres 463 Vergewaltigungen registriert. Das seien 158 Prozent mehr als im Jahr zuvor, sagte ein Polizeisprecher laut der Nachrichtenagentur IANS. Die Zahl der angezeigten sexuellen Belästigungen ist demnach sogar um mehr als das Sechsfache gestiegen.

Auch eine UN-Expertein beklagte bei ihrem Besuch in Indien die zahlreichen Formen der Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und forderte die Regierung zum Handeln auf. "Es sind die Unfähigkeit und/oder die fehlende Bereitschaft der Regierung, die tatsächlichen Ursachen von Gewalt gegen Frauen anzuerkennen und anzugehen, die zu einem Versagen bei vorbeugenden und reagierenden Maßnahmen führen", sagte die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen, Rashida Manjoo, in Neu Delhi.

Es reiche nicht, neue Gesetze und Regeln zu erstellen, denn diese würden oftmals nicht angewendet. Vielmehr müssten die Frauen gestärkt werden und die Kultur der Straflosigkeit für die Täter angegangen werden, fuhr Manjoo fort.

Die Gewalt reiche in Indien vom Mutterbauch bis zum Grab: Abtreibung weiblicher Föten, Kinderehen, häusliche Gewalt, Tod wegen zu geringer Mitgift, Ehrenmorde, Hexenjagden, Gewalt gegen Lesben, Selbstverbrennungen von Witwen.

Manjoo traf in der vergangenen Woche Behördenbeauftragte und Vertreter der Zivilgesellschaft. Sie habe zwar, wie bei jeder Länderreise, auch in Ministerien und Ausschüssen um ein Interview gefragt, doch: "Da herrschte Stille."

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