Getötete Journalistin Kim Wall:"Daran war nichts Sexuelles"

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U-Boot-Bauer Peter Madsen steht unter Verdacht, die Journalistin Kim Wall getötet zu haben. (Foto: imago/ritzau)
  • Der dänische U-Boot-Kapitän Peter Madsen bleibt auch am zweiten Prozesstag bei seiner Aussage, dass die Journalistin Kim Wall bei einem Unfall gestorben sei.
  • Die Todesursache der Frau kann die Staatsanwaltschaft nicht zweifelsfrei belegen.
  • Madsen bestreitet, dass die Zerstückelung der Leiche eine sexuelle Komponente gehabt habe.

Von Silke Bigalke, Kopenhagen

Der zweite Prozesstag beginnt verspätet, Peter Madsen kommt in den Gerichtssaal und verschwindet gleich wieder. Zwanzig Minuten lassen er und seine Verteidigerin auf sich warten. Sofort wird unter den Zuschauern spekuliert: Sah der Angeklagte krank aus? Möchte er gestehen? Zurück im Gerichtssaal spricht Madsen anfangs sehr leise. "Nicht schuldig", sagt er auch an diesem Prozesstag. Er bleibt dabei, dass Kim Wall bei einem Unglück auf seinem U-Boot erstickt ist.

Madsen hat gestanden, dass er die Leiche der schwedischen Journalistin zerteilt hat, um sie leichter über Bord werfen zu können. Die Gerichtsmediziner konnten daher die Todesursache nicht eindeutig feststellen, ob ihr die Kehle durchgeschnitten oder sie erwürgt wurde, ist unklar. Für den Staatsanwalt ist es ein Problem, dass er nicht weiß, wie Wall gestorben ist. Er konzentriert sich nun auf die Verletzungen an ihrem Körper, die Stichwunden im Unterleib, in der Vagina, den inneren Organen. Madsen sagt, er wollte damit erreichen, dass die Gase aus dem Körper entweichen und er im Meer versunken bleibt. "Daran war nichts Sexuelles," sagt er.

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Der Staatsanwalt wirft Madsen vor, Wall getötet und womöglich gefoltert zu haben, weil ihn das angeblich erregt haben soll. Er hat einen Schraubenzieher mitgebracht, etwa einen halben Meter lang. Einen ähnlichen hatte Madsen verwendet.

Im Bericht der Rechtsmediziner stand, dass Wall diese Wunden etwa zum Zeitpunkt ihres Todes oder kurz danach zugefügt wurden. Madsen behauptet aber, dass er mehrere Stunden gewartet habe, bis er die Leiche zerteilt hat. Der Staatsanwalt fragt mehrfach, ob Madsen sich sexuell an der Schwedin vergangen habe. Madsen streitet das ab. Der Staatsanwalt führt Videos vor, die die Ermittler auf Madsens Computer gefunden haben. Zwei Filme sind animiert und zeigen verstörende Szenen, in denen Frauen gequält und getötet werden, auf eine sexualisierte Art. Das dritte Video hat sich Madsen auf dem Handy angesehen, laut Staatsanwalt in der Nacht, bevor er Wall getroffen hat. Es zeigt reale Figuren, die Zuschauer können es nicht sehen, nur hören. Einer Frau wird darauf bei lebendigem Leib der Kopf abgeschnitten.

Madsen hatte dagegen protestiert, es zu zeigen. Es sei "furchtbar", sagt er, als es vorbei ist. "Das ist nicht, was mit Kim Wall passiert ist." Als seine Verteidigerin an der Reihe ist, Fragen zu stellen, wirkt Madsen gelöster, spricht viel über die Nautilus, über die vielen Frauen und Männer, die er an Bord hatte. Er berichtet auch über seine Affären, beschreibt die mitunter ungewöhnlichen Vorlieben seiner Sexpartnerinnen. Welche Strategie seine Verteidigerin dabei verfolgt, wurde bisher nicht klar.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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