Getötete Dreijährige aus Hamburg:Wende bei Ermittlungen im Fall Yagmur

Untersuchungsausschuss zum Tod von Yagmur

Ein Ordner mit der Aufschrift "Yagmur" liegt bei einer Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) der Bürgerschaft im Rathaus in Hamburg.

(Foto: dpa)

Nach dem gewaltsamen Tod der dreijährigen Yagmur galt der Vater des Mädchens vier Monate lang als Hauptverdächtiger. Jetzt hat die Hamburger Staatsanwaltschaft überraschend Mordanklage gegen die Mutter erhoben.

Ein schlecht verheilter Unterarmbruch, verletzte Organe durch massive Gewalteinwirkung, mehr als 80 Hämatome und Quetschungen: Der Bericht der Sozialbehörde, die den Tod der dreijährigen Yagmur untersucht hat, spricht von einem "Martyrium".

Bislang wurde hauptsächlich der Vater für den Tod des Kindes verantwortlich gemacht. Der Mann ist wegen Körperverletzung, Diebstahls und Drogendelikten polizeibekannt. Nach dem Abschluss der Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft in Hamburg nun jedoch Mordanklage gegen die Mutter erhoben.

"Der Tatverdacht hat sich umgekehrt", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Dem Vater werde nur noch Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen vorgeworfen. Bei der Mutter aber sieht die Anklagebehörde das Mordmerkmal der Grausamkeit erfüllt.

Die 27-Jährige bestreitet die Tat. Der Vater will von Misshandlungen nichts bemerkt haben. Beide sitzen in Untersuchungshaft, nachdem ihre Tochter am 18. Dezember an den Folgen eines Leberrisses gestorben war.

Yagmur wurde seit ihrer Geburt von verschiedenen Jugendämtern betreut. Die Jugendhilfeinspektion stellte bei der Überprüfung nach dem Tod des Mädchens eine "Verkettung von Fehlern" bei den beteiligten Behörden fest. Trotz vieler Warnhinweise hätten die Mitarbeiter immer wieder falsche Entscheidungen getroffen, seien zu leichtgläubig oder überfordert gewesen. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss der Hamburger Bürgerschaft beschäftigt sich mit dem Fehlverhalten der Ämter.

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