Süddeutsche Zeitung

Getötete Direktorin:"Eine wunderbare Person"

Sie war eine gute Führungskraft, ein warmherziger Mensch: So beschreiben Kollegen ihre Direktorin Dawn Hochsprung. Als der Attentäter in der Sandy-Hook-Grundschule auf wehrlose Kinder schoss, soll sie sich ihm in den Weg gestellt haben. Erst kurz vor dem Überfall hatte sie ein Sicherheitssystem installieren lassen - das den Amokschützen aber nicht aufhalten konnte.

Mitten während einer Sitzung schrien plötzlich Kinder, dann hallten Schusssalven durch das Gebäude. Sofort sprangen Direktorin Dawn Hochsprung und die Schulpsychologin Mary Sherlach von ihren Stühlen auf und eilten auf den Gang. So beschreibt Diane Day, die an der Sitzung teilnahm, die Szene im Gespräch mit dem Wall Street Journal. "Sie haben nicht zweimal darüber nachgedacht, nach dem Rechten zu sehen."

Hochsprung und Sherlach versuchten offenbar, die Kinder an ihrer Schule zu schützen und starben selbst, als ein Attentäter die Grundschule überfiel. Über die Lautsprecher der Schule sei die Direktorin ein letztes Mal zu hören gewesen, berichtete eine überlebende Lehrerin, dann tönten Schreie und Schüsse aus dem Lautsprecher. Sekunden später waren die Direktorin und die Psychologin tot, erschossen vom 20-jährigen Attentäter Adam Lanza.

"Warmherzige Person"

Seit 2010 leitete Dawn Hochsprung die Sandy-Hook-Grundschule in Newtown, Connecticut, als Direktorin. Zuvor arbeitete die 47-Jährige an anderen Schulen in dem Bundesstaat. Noch wenige Tage vor dem Attentat verbreitete Hochsprung über Twitter Nachrichten aus ihrer Schule. Bilder zeigen die Proben für ein Weihnachtskonzert, in anderen Nachrichten verschickte sie Artikel über Stressbewältigung und Kinderliteratur.

Eltern von Schulkindern beschreiben sie als warmherzige Person. "Sie war nicht der Typ von Schulleiter, den ich als Kind erlebte", sagte Diane Licata, Mutter eines Erst- und Zweitklässlers, der New York Times. Eine Angestellte der Schulbibliothek erinnerte sich auf CNN an Hochsprung als persönlichen Freund und wunderbare Führungspersönlichkeit.

Die Schule hatte ihre neue Direktorin 2010 schon nach kurzer Zeit ins Herz geschlossen: Hochsprung überraschte ihre Schüler nach Informationen der New York Times mit sogenannten "Whacky Wednesdays", an denen sich Schüler und Lehrer verkleiden sollten.

Fokus auf Sicherheit

Ausbildung und Sicherheit ließ die Direktorin aber nicht aus den Augen. Erst kurz vor dem Überfall hatte sie an der Eingangstür der Schule ein Sicherheitssystem installieren lassen, das die Tür ab 9.30 Uhr verschloss. Jeder Besucher musste danach laut CNN klingeln, um hereingelassen zu werden.

Jedes Jahr probte die Grundschule, wie Lehrkräfte und Schüler die Räume bei Gefahr verlassen und die Schule evakuieren sollten. Direktorin Dawn Hochsprung dokumentierte das mit einem Foto auf Twitter. Möglich, dass solche Übungen vielen Kindern und Lehrern beim Attentat vom 14. Dezember das Leben gerettet haben.

Auf Twitter ist eine Diskussion über das Massaker an der Sandy-Hook-Grundschule und mögliche Auswirkungen auf die Waffengesetze entbrannt. Viele Nutzer ehren Direktorin Dawn Hochsprung dort als "Heldin", als "wunderbaren Menschen" und als "mutige Frau, die sich dem Attentäter entgegengeworfen hat".

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