Gesunkene Bohrinsel:Probleme mit der Stahlglocke

Die Bemühungen um das Abdichten der Öllecks im Golf von Mexiko sind vorerst gescheitert. An der Stahlglocke, die über die offene Ölquelle gestülpt werden sollte, bildeten sich Eiskristalle - und verhinderten ein Abpumpen.

Rückschlag im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: Experten des britischen BP-Konzerns ist es im ersten Anlauf nicht gelungen, eine riesigen Stahlkuppel über dem Leck zu platzieren, um das ausströmende Öl abzusaugen. Die Operation in 1500 Meter Tiefe musste zunächst abgebrochen werden.

Öl, Golf von Mexico, Deepwater Horizon; Reuters

Boote navigieren über der Stahlglocke im Golf von Mexico.

(Foto: Foto: Reuters)

Wegen der großen Kälte in dieser Tiefe hätten sich Kristalle aus Öl und Wasser an der Innenseite der Kuppel gebildet, die ein Absaugen des Öls verhindern würden, sagte der verantwortliche BP-Manager Doug Suttles am Samstag. Dennoch wollte er nicht von einem Scheitern sprechen. Allerdings brauche man zwei Tage Zeit, um neue Lösungen zu finden.

"Ich würde aber in diesem Augenblick noch nicht von einem Scheitern sprechen", sagte Suttles. Wegen der Probleme habe man die rund 100 Tonnen schwere und 13 Meter hohe Kuppel, die in der Nacht zum Samstag zunächst über dem Leck platziert wurde, jetzt neben das Leck gestellt. "Die Kuppel befindet sich etwa 200 Meter vom Öl-Leck entfernt auf dem Meeresgrund."

Experten würden derzeit prüfen, wie die Kristallbildung verhindert werden könne. Eine Möglichkeiten sei es, dies durch Wärme zu verhindern. Die Kuppel müsste dann praktisch beheizt werden. Eine andere Möglichkeit sei der Einsatz von Ethanol. Die Frage, die sich derzeit stelle, laute: "Gibt es einen Weg, diese Probleme zu lösen?", meinte Suttles.

In der Tiefe von 1500 Meter liege die Temperatur nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. Die Öl- und Wasserkristalle "sehen wie Schlamm aus" und würden sich an der Spitze der Kuppel ansammeln. Die Kuppel werde dadurch instabil und beginne zu schwimmen.

Erneut wies Suttles darauf hin, dass eine derartige Operation mit einer Stahlkuppel über dem Leck niemals zuvor in derartiger Tiefe versucht worden sei. Bereits zuvor hatte er Komplikationen vorausgesagt.

Aufgabe der Kuppel ist es, das ausströmende Öl aufzufangen, damit es anschließend auf ein Schiff gepumpt werden kann. Ursprünglicher Planung war vorgesehen, damit Anfang nächster Woche zu beginnen. Nach wie vor sprudeln täglich mindestens 700 Tonnen Rohöl ins Meer.

Die Kuppel ist etwa so hoch wie ein vierstöckiges Haus und wird mit Robotern in Mini-U-Booten ferngesteuert. Alleine die Aktion, die Kuppel auf dem Meeresgrund herunterzulassen, dauerte über 18 Stunden. "Das ist, als würde man in 5000 Fuß Tiefe eine Operation am offenen Herzen vollziehen, in der Finsternis und mit Roboter-gesteuerten Mini-U-Booten", sagte Lamar McKay, Chef von BP-Amerika, bereits vor Beginn der Aktion.

Unterdessen weiteten die US-Behörden das Verbot für Fischfang an der Küste vor Louisiana weiter aus. Über 10 000 Helfer seien im Einsatz, um zu verhindern, dass das Öl auf das ökologisch empfindliche Marschland am Mississippi-Delta trifft. Auch am Freitag habe man den Teile des Ölfilms auf der Meeresoberfläche verbrannt.

Zugleich gehen die Arbeiten nach den Worten Suttles weiter, durch Entlastungsbohrungen im Meeresboden das Ölleck zum Versiegen zu bringen. Die Bohrinsel "Deepwater Horizon" war am 20. April explodiert und in Brand geraten. Zwei Tage später versank die Plattform im Golf von Mexiko. Am Donnerstag erreichte der Ölfilm erstmals eine unbewohnte Insel vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana.

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