Gestohlene Millionärs-Leiche:Leichnam bleibt verschollen

Die Suche nach dem im November gestohlenen toten Körper des Millionärs Karl Friedrich Flick wird eingestellt.

Michael Frank

Österreichs Justiz hat im übertragenen Sinne eine weitere Leiche im Keller: Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen des Diebstahls der sterblichen Überreste des Multimilliardärs Friedrich Karl Flick vorerst eingestellt. Mangels Hinweisen sei die Suche nach Dieben des Leichnams des deutsch-österreichischen Multimilliardärs aussichtslos. Erst wenn die Polizei neue Anhaltspunkte vorzuweisen habe, werde man den Fall wieder eröffnen.

Gestohlene Millionärs-Leiche: Auf dem Friedhof von Velden steht ein Wachmann vor dem Mausoleum der Flick-Familie.

Auf dem Friedhof von Velden steht ein Wachmann vor dem Mausoleum der Flick-Familie.

(Foto: Foto:)

Der Leichenklau stellt einen der groteskesten Kriminalfälle der jüngeren Justizgeschichte Österreichs dar. Flicks Leichnam wurde im November 2008 aus dem Familienmausoleum in Velden am Kärntner Wörthersee samt schwerem Metallsarg entwendet.

Keine Lösegeldforderungen

Alle Spekulationen, es gehe um Erpressung, um Lösegeldforderungen, um Familienintrigen, um alte Rechnungen aus dunklen Geschäften, erwiesen sich als haltlos. Relativ klare Zeugenaussagen über düstere Gestalten und einen weißen Lieferwagen, der den Friedhofseingang versperrt habe, führten zu keinen verwertbaren Erkenntnissen.

Ein Nürnberger Anwalt präsentierte sich als Emissär der auch für ihn anonymen Diebe. Er offerierte gegen 100.000 Euro - so viel hatte die Familie Flick als Prämie für die Ergreifung der Räuber ausgesetzt - die Preisgabe des Ortes, wo Flicks Sarg versteckt sei. Offenbar war der Advokat aber nur im Auftrag einer Hellseherin tätig, die das Versteck erahnt zu haben glaubte - vergeblich.

Ein Mann erzählte der Polizei, er habe vor Jahren mit Knastbrüdern im Gefängnis eine solche Entführung ausgeschnapst, um Geld zu erpressen. Die Suche am vereinbarten Ort und nach den vorgeblichen Mittätern blieb vergeblich.

Kein einziger Hinweis

Der einstige Großindustrielle Flick war der wohl prominenteste Steuerflüchtling aus Deutschland nach Österreich. Schon betagt heiratete er eine Kärntnerin, wohnte am Wörthersee in einer burgartig befestigten Villa. Entführungsangst, so hieß es, habe ihn sein Leben lang verfolgt. Erst seinem Leichnam widerfuhr dieses Schicksal. Flick starb im Jahr 2006 im Alter von 79 Jahren.

Der seltsame Raub ist bis heute so rätselhaft, weil sich den Behörden zehn Monate nach der Tat noch immer kein einziger Hinweis auf ein Motiv bietet. Zeitweilig wurde sogar spekuliert, Neonazi-Kreise hätten Interesse an den Flick-Reliquien. Flicks Vater war als einer der großen Industriellen der Nazizeit nach dem Krieg als Belasteter verurteilt worden. Aber auch diese Spekulation führte ins Nichts.Michael Frank

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: