Gesperrte Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden:Stillstand mit Konfliktpotenzial

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  • Die Schiersteiner Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt. Das Verkehrschaos stellt Pendler und Betriebe vor große Herausforderungen.
  • Auch Feuerwehr und Rettungskräfte klagen über Verzögerungen bei ihren Fahrten. Für den Rosenmontagsumzug muss ein neuer Einsatzplan ausgearbeitet werden.
  • Die rot-grüne Landesregierung gerät zunehmend in die Kritik.

Von Susanne Höll

Wie lange das Chaos dauert, weiß niemand

Alles steht. Wieder. Im Auto. Stundenlang. Kein Durchkommen in Mainz. Verkehrskollaps in der ganzen Region, der zweite Chaostag. Und es wird so schnell nicht besser werden. Die Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden, seit Jahren marode und schon lange nur mit 60 Stundenkilometern befahrbar, hat einen bedrohlichen Riss und ist deshalb gesperrt.

Kein Mensch weiß, wie lang das Durcheinander dauern wird. Wenn es gutgeht, weiß man zumindest bis Aschermittwoch, woran es liegt. Wenn es schlecht läuft - und bei den großen Infrastrukturprojekten in Rheinland-Pfalz lief es in den vergangenen Jahren ziemlich mies - kann sich die leidige Angelegenheit ziemlich in die Länge ziehen.

Albtraum für Feuerwehr und Rettungskräfte

Wenn die Brücke tatsächlich wochenlang geschlossen bleiben sollte, stehen nicht nur Zehntausenden Pendlern im Rhein-Main-Gebiet, sondern auch der Wirtschaft in der Region und insbesondere der rot-grünen Landesregierung schwere Zeiten bevor. Die Geduld der Menschen, die zur Arbeit, in die Schule oder einfach nur zum Bahnhof müssen, wird aufs Äußerste strapaziert. Wer an normalen Tagen 20 Minuten bis ins Büro braucht, muss nun zwei Stunden einrechnen. Bus statt Auto? Nutzt nichts. Der steht auch im Stau.

Ein Albtraum für Feuerwehr und Rettungskräfte. Es gebe Verzögerungen bei den Fahrten, sagt ein Sprecher der Mainzer Feuerwehr. Und fügt hinzu: "Bislang ist alles noch ganz gut gegangen." Bislang. Am Rosenmontag wollen Zehntausende zum Karnevalsumzug in die Stadt - gepaart mit der gesperrten Brücke könnte das Schwierigkeiten geben. Die Verantwortlichen entwickeln gerade einen neuen Einsatzplan.

Schnell geht in Mainz gar nichts

Unternehmen, Landesministerien in Mainz und Wiesbaden, Krankenhäuser und Kindergärten warten auf Mitarbeiter, manchmal vergeblich. Materiallieferungen kommen nicht an. Die Wirtschaft murrt schon, die Industrie- und Handelskammer verlangt schnelle Lösungen.

Schnell aber geht in und um Mainz herum gar nichts. Zwar legen die Rheinfähren Überschichten ein, aber manchmal gibt es gar kein Durchkommen. Es gibt Umleitungsempfehlungen. Kennt man aus den Verkehrsnachrichten, "großräumig umfahren", lautet der wohlmeinende Ratschlag. Nur leider sind die empfohlenen Ausweichstrecken auch verstopft. Also Ärger und Verdruss allüberall. Mitten im Karneval.

Verkehrschaos wegen gesperrter Brücke
:"Mainz, wie es sinkt und kracht"

Die wichtigste Verbindung zwischen Mainz und Wiesbaden ist unterbrochen. Mindestens eine Woche darf die Schiersteiner Brücke nicht befahren werden. Im Netz wird darüber kräftig gespottet.

Kritik an der Landesregierung

Und wer ist an dem Debakel schuld? Vielleicht der Autowahn, der dazu verleitet, der Straße den Vorzug vor dem öffentlichen Verkehr zu geben? Diese Meinung wird in den Internet-Postings von einigen Leuten vertreten. Sie sind aber deutlich in der Minderheit. Die Mehrheit findet, die Politik sei verantwortlich, sprich die rot-grüne Landesregierung.

Seit Jahren wird der baufällige Zustand des Bauwerks angemahnt, seit Jahren wird über den Neubau gestritten, der immerhin begonnen hat. Dass die Regierung in der Schuld steht, findet, wenig überraschend, auch die rheinland-pfälzische CDU in Person ihrer Partei- und Fraktionsvorsitzenden Julia Klöckner. "Die Landesregierung hat durch Nichtstun Verkehrskollaps in Kauf genommen", meint die Oppositionschefin, die bei der Wahl im kommenden Jahr gern Ministerpräsidentin werden würde.

Roger Lewentz, SPD-Parteivorsitzender und als Innenminister zuständig auch für Infrastruktur im Land kontert säuerlich: "Populistische CDU-Schnellschüsse helfen nicht weiter." Für den Aschermittwoch ist eine Sondersitzung des Innenausschusses im Mainzer Landtag geplant. Vielleicht weiß man bis dahin wenigstens, warum die Brücke wackelt.

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