Gesetzesänderung:Regierung verdonnert Chinesen zu regelmäßigem Elternbesuch

Die Kinder kümmern sich um die Alten - auch in China hat dieses traditionelle Familienbild längst ausgedient. Dennoch verlässt sich der Staat immer noch auf die Jüngeren und verpflichtet sie per Gesetz dazu, ihre Eltern regelmäßig zu sehen.

Erziehungsmaßnahme in China: Ein neues Gesetz verdonnert die Einwohner dazu, regelmäßig ihre Eltern zu besuchen. Ansonsten können sie angezeigt werden.

Was zunächst absurd klingt, hat einen ernsthaften Hintergrund. Denn die chinesische Bevölkerung altert. Aufgrund der Ein-Kind-Politik und der steigenden Lebenserwartung, wird die Anzahl der Menschen, die älter als 60 Jahre sind, bis 2053 von derzeit 185 Millionen auf 487 Millionen ansteigen. Das wären 35 Prozent der Bevölkerung.

Der Respekt vor Älteren ist fest in der chinesischen Gesellschaft verankert, doch auch in China hat die traditionelle Familie ausgedient. Auf der Suche nach Arbeit ziehen die Kinder in die Städte. Zurück bleiben die Alten. Wie eine aktuelle Studie zeigt, leben 22 Prozent von ihnen in Armut, 88 Prozent brauchen Hilfe im Alltag und 40 Prozent zeigen Anzeichen von Depressionen. Gleichzeitig gibt es von staatlicher Seite kaum Unterstützung. Altersheime sind selten und teuer.

Dass die Gesetzesänderung diese Probleme lösen wird, ist unwahrscheinlich. Das ist auch den Machern des Gesetzes klar. Es sei vor allem dafür da, das Recht der Älteren auf emotionale Unterstützung zu unterstreichen, zitiert die Nachrichtenagentur AP einen Jura-Professor, der an dem Entwurf beteiligt war.

Tatsächlich haben Eltern auch schon vor der Gesetzesänderung ihre Kinder verklagt. Mithilfe des Richters einigen sich die beteiligten auf regelmäßige Besuchszeiten. Geld spiele selten eine Rolle, sagte der Jura Professor AP.

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