Gescheiterte Flucht:So doof kann man nur auf Facebook sein

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Der flüchtige Bankbetrüger Sopo genoss sein Leben und prahlte im Internet mit Partys unter Palmen - bis er sich bei Facebook mit einem Ex-Justizmitarbeiter anfreundete.

Nutzer von sozialen Netzwerken wie Facebook oder StudiVz sollten sich gut überlegen, welche privaten Informationen sie mit der Welt teilen wollen. Das gilt ganz besonders für gesuchte Verbrecher.

Die Internetplattform Facebook ist jetzt einem 26 Jahre alten Bankbetrüger zum Verhängnis geworden. Der gebürtige Kameruner, der sich auf der Flucht vor der US-Justiz nach Mexiko abgesetzt hatte, hatte sich dort etwas zu freizügig über sein Partyleben unter mexikanischer Sonne ausgelassen.

Und dann machte er auch noch einen ganz fatalen Fehler: Ein ehemaliger Mitarbeiter der US-Justizbehörden wurde sein Facebook-Freund. Am Traumstrand von Cancún fand das Partyleben von Maxi Sopo nun ein jähes Ende. Er wurde von der Polizei verhaftet.

"Es ist wie das Leben im Paradies" hatte er zuvor in den Statusmeldungen auf seinem Facebook-Profil geschwärmt. "Ich liebe es". Ende Juni postete er auf seiner Pinnwand noch triumphierend: "Das Leben ist so einfach, wirklich!" Doch dafür interessierte sich auch die Polizei.

Sein Profil hatte der junge Mann zwar gesperrt, wie viele der weltweit etwa 300 Millionen Nutzer des Netzwerks hatte er jedoch nicht daran gedacht, auch die Liste seiner virtuellen Kontakte zu sperren.

Sopo, der um 2003 nach Seattle gezogen war, hatte sich laut Ermittlern dort mit dem Verkauf von Rosen über Wasser gehalten, bevor er sich auf Bankbetrug verlegte und verschiedene Institute um insgesamt 200.000 Dollar prellte. Als er erfuhr, dass ihm die Polizei auf den Fersen war, flüchtete er mit einem Mietwagen nach Mexiko. Danach tauchte er dort unter und war für die US-Justiz zunächst nicht auffindbar, wie der stellvertretende Staatsanwalt Michael Scoville sagte.

Auch die Suche in virtuellen Netzwerken wie MySpace und Facebook erbrachte keine Hinweise. Doch mehrere Monate später versuchte es Ermittler Seth Reeg vom Secret Service erneut - da sah er Sopos Profilfoto, in schwarzer Jacke, auf der ein weißer Löwe prangt, die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Der verständigte Staatsanwalt Scoville begann dann, Sopos Freundesliste durchzuschauen.

Sopo drohen 30 Jahre Haft

Dabei entdeckte er, dass einer von ihnen ein früherer Mitarbeiter der US-Justizbehörden war. Er schrieb ihn umgehend an und forderte ihn zum Rückruf auf. Der erstaunte Bekannte Sopos sagte, dass er jenen nur flüchtig von Partys in Cancún kenne und nichts über dessen Vergangenheit wisse. Er fand heraus, wo Sopo lebte und verständigte Scoville.

Daraufhin schritt die mexikanische Polizei im September zur Amtshilfe und setzte Sopo in Cancún fest. Er hatte in der Metropole der Halbinsel Yucatán in einer schönen Appartementanlage gelebt, arbeitete in einem Hotel und ließ kaum eine Party aus, wie Scoville sagte.

Derzeit sitzt Sopo in Mexiko-Stadt in Auslieferungshaft. Ihm drohen aufgrund der Betrugsvorwürfe in den USA bis zu 30 Jahre Haft.

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