Germanwings:50 000 Euro pro Opfer

Rund ein halbes Jahr nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich laufen die Verhandlungen zwischen Versicherer und Opferanwälten. Die Allianz erhebt Ansprüche gegen den Nachlass des Piloten.

Von Herbert Fromme

Gut sechs Monate ist es her, dass die Maschine des Germanwings-Flugs 4U 9525 über den französischen Alpen abstürzte. Nun laufen Verhandlungen zwischen den Anwälten der Versicherer unter Führung der Allianz und der Angehörigen der Opfer; noch ist nicht klar, wie viel die Versicherer bezahlen müssen. Möglicherweise wird die Angelegenheit auch vor Gericht verhandelt. Einige Angehörige und ihre Anwälte prüfen sogar eine Klage in den USA, dort gibt es in der Regel höheren Schadenersatz. Sie wollen nachweisen, dass die Muttergesellschaft Lufthansa von der psychischen Krankheit des Piloten Andreas Lubitz, 27, wusste und ihn nie hätte fliegen lassen dürfen. Lubitz hatte die Maschine am 24. März 2015 absichtlich zum Absturz gebracht. Alle 150 Menschen an Bord starben. Zuvor hatte er mehrere Ärzte wegen seiner psychischen Probleme aufgesucht.

Unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen versucht die Allianz schon jetzt, einen Teil des Geldes vom Insolvenzverwalter zurückzuholen, der den Nachlass von Lubitz verwaltet. Die Bild-Zeitung hatte herausgefunden, dass der Versicherer 7,5 Millionen Euro vom Insolvenzverwalter verlangt - 50 000 Euro pro Opfer. "Die Prüfung solcher Möglichkeiten ist ein Standardvorgang im Rahmen einer Schadensregulierung", sagte eine Allianz-Sprecherin der SZ. Große Hoffnungen darauf, die Summe ganz oder teilweise zu erhalten, hat der Versicherer aber nicht: "Die Berücksichtigung der Forderungen ist unwahrscheinlich."

Die Lufthansa hatte den Angehörigen im Juli angeboten, zusätzlich zu den bereits ausgezahlten jeweils 50 000 Euro pro Familie 25 000 Euro Schmerzensgeld sowie jeweils 10 000 Euro pro nächstem Angehörigen zu zahlen. Solche Angebote werden immer in enger Absprache mit den Versicherern gemacht. Vielen Angehörigen sind diese Summen jedoch zu niedrig. Die beteiligten Versicherer haben bislang insgesamt 278 Millionen Euro für das zerstörte Flugzeug und die Ansprüche der Mitarbeiter zurückgestellt. Wie hoch der Schaden aber letztendlich sein wird, ließe sich noch nicht abschließend beziffern, hieß es bei der Allianz. Ob und in welcher Höhe die Forderungen des Unternehmens vom Insolvenzverwalter des Piloten erfüllt werden, das habe nach Auskunft des Versicherers keinerlei Einfluss auf die Forderungen der Angehörigen.

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