Geplantes Gesetz:Straffrei high in Mexiko

Der Peyote ist ein kleiner Kaktus, der niedlich aussieht, weil er ein Büschel weißer Haare auf dem Kopf trägt. Er hat zwar keine Stacheln, jedoch starke Wirkung: Aus ihm wird der Stoff Meskalin gewonnen, mit dem sich Mexikos Ureinwohner bei Ritualen in psychedelische Räusche versetzten.

Sebastian Schoepp

Die surrealistischen Farb- und Klangexplosionen, die Meskalin auslöst, machten den Peyote zum Lieblingskaktus der Hippie-Generation.

Gut möglich, dass der Zustrom Grenzerfahrung suchender Gringos nach Mexiko demnächst sprunghaft steigt. Der mexikanische Senat hat soeben ein Gesetz verabschiedet, das den Besitz kleiner Mengen von Drogen wie Peyote und Marihuana, aber auch von Kokain, Heroin und LSD für straffrei erklärt. Zwar ist das Gesetz auf den medizinischen Gebrauch bei der Therapie Süchtiger beschränkt. In den USA hat es trotzdem heftigste Reaktionen ausgelöst.

Die Los Angeles Times sagt massiven Drogentourismus ins Nachbarland voraus. Einschlägige Blogs und Drogen verherrlichende Internetseiten wie "High Times" jubeln. Sobald Mexikos Präsident Vicente Fox das Gesetz unterschrieben habe, "buche ich meinen Trip", schreibt ein Blogger. Das Weiße Haus protestierte zwar nicht offiziell, ließ aber über die Botschaft sein massives Missfallen kundtun.

Eine Nacht lang wurde debttiert

Dabei hatte sich Mexikos Senat die Entscheidung nicht leicht gemacht und eine ganze Nacht lang debattiert. Am Ende stimmten 53 Senatoren dafür, 26 dagegen. Man ahnte den Wirbel voraus, den die eigentlich untergeordnete Passage über den straffreien Rausch entfachen würde.

Im Kern sieht das neue Gesetz nämlich eine Verschärfung des Anti-Drogenkampfes vor. Es ist die Reaktion darauf, dass Mexiko vom Drogentransit- zum Konsumland geworden ist. Die Kompetenz der Behörden wurde erweitert und Strafen für Drogenverkauf an Jugendliche drastisch angehoben.

Bis zu 15 Jahre Haft steht nun auf das Dealen vor der Schule. Während Drogenfahndung bisher Sache der Bundespolizei war, dürfen nun auch Dorfpolizisten Dealer verhaften. Senator Jorge Zermiño sagte: "Wir bekämpfen Drogenhandel stärker, sehen aber ein, dass Süchtige Behandlung brauchen. Wir können die Augen nicht vor der Realität verschließen und die Gefängnisse mit Süchtigen füllen."

Ließe sich noch hinzufügen, dass Gesetze in Mexiko mitunter recht willkürlicher Auslegung unterliegen und der Aufenthalt in einem mexikanischen Gefängnis eine Grenzerfahrung ganz eigener Art darstellt. Und der Peyote löst, bevor er berauschend wirkt, erstmal starken Brechreiz aus.

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