Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Osterhasendieb gestellt

Halb Nordrhein-Westfalen freut sich mit einer 65-jährigen Witwe aus Herne: Jahr um Jahr verschwand ihre Osterdeko - jetzt ist ihr die Ortung des mutmaßlichen Täters gelungen.

Von Christian Mayer

"Natürlich hab ich leider recht, die Welt ist arm, der Mensch ist schlecht", singt der Geschäftsmann Jonathan Jeremiah Peachum in der "Dreigroschenoper". Der Mann muss es wissen, er ist auf das Geschäft mit der Armut spezialisiert - und auf die kleinen Tricks, die es braucht, um zu überleben.

Dass der Mensch nicht immer gut ist, musste auch eine 65-jährige Witwe aus Herne erfahren: Jahrelang hatte sie das Grab ihres verstorbenen Mannes auf dem Ostfriedhof in Gelsenkirchen-Bismarck zu Ostern liebevoll geschmückt, doch jedes Mal ließ jemand Teile der Dekoration mitgehen.

Die Frau aus Herne wollte sich aber keinesfalls dem Frust hingeben, sie wollte sich wehren, trickreich und technisch versiert. Daher stattete sie ihre Osterhasen aus Ton mit GPS-Trackern aus und platzierte sie am Grab. Als am Ostersonntag eine der Figuren erwartungsgemäß verschwunden war, konnte sie mit der App die Spur verfolgen. Die Polizei fand den Osterhasen auf der Parzelle eines 72-Jährigen in einer benachbarten Kleingartenanlage.

Halb Nordrhein-Westfalen freut sich nun mit der Besitzerin: Sie hat einen Sieg errungen gegen die Schlechtigkeit der Welt, der Kleingärtner ist wegen Diebstahls angezeigt. Wie heißt es doch im Lied des Jonathan Peachum in der "Dreigroschenoper"? "Wer wollt auf Erden nicht ein Paradies? Doch die Verhältnisse, gestatten sie's?" Zumindest auf dem Ostfriedhof in Gelsenkirchen-Bismarck ist die Welt wieder in Ordnung. Die Osterhasen sind in Sicherheit, dank der tüchtigen Witwe aus Herne.

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