Gerichtsurteil:Haftstrafe nach Überfall auf Geldtransporter

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Der 31 Jahre alte Angeklagte hat vor Gericht gestanden, den Geldtransporter überfallen zu haben, um seine Drogensucht zu finanzieren. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Der Täter stammte aus einer Berliner Großfamilie, aus deren Reihen Mitglieder auch die Goldmünze aus dem Bode-Museum gestohlen haben. Vor Gericht überrascht der Angeklagte mit einem umfangreichen Geständnis.

Von Verena Mayer, Berlin

Es waren Szenen wie aus einem Gangsterfilm, die sich im Februar mitten in Berlin abspielten. Vier Männer, getarnt als Müllmänner, näherten sich vor einer Bank einem Geldtransporter. Sie attackierten die Security-Leute mit Reizgas und packten Geld in einen Sack, insgesamt 650 000 Euro. Der Überfall, der von einem Passanten mit dem Handy gefilmt wurde, hat für großes Aufsehen gesorgt. Nicht nur, weil er am helllichten Tag passierte, an einer belebten Ecke auf dem Berliner Kurfürstendamm. Sondern auch, weil dieser Tat etliche andere vorausgegangen waren - in Berlin war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Überfällen auf Geldtransporter gekommen. Das Delikt hat Experten zufolge inzwischen den klassischen Banküberfall abgelöst.

650 000 Euro haben vier Männer im Februar bei einem Überfall auf einen Geldtransporter in Berlin erbeutet. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Die Täter sind meistens erfahren, so auch hier: Der einzige der vier Männer, den man bislang finden konnte, ist ein vorbestrafter 31-Jähriger. Er stammt aus einer Berliner Großfamilie - jener, aus deren Reihen Mitglieder auch schon eine hundert Kilogramm schwere Goldmünze aus dem Bode-Museum gestohlen haben und mutmaßlich auch ins Grüne Gewölbe in Dresden eingebrochen sind, um dort die Juwelen zu entwenden. Der Mann wurde am Mittwoch vor dem Berliner Landgericht zu sieben Jahren Haft wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

An dem Verfahren war einiges speziell: Der Mann hat nämlich vor Gericht ein umfangreiches Geständnis abgelegt, im Milieu der organisierten Kriminalität ist das ein Ausnahmefall. Über seinen Anwalt ließ er verlesen, dass er sich wegen Schulden und Drogenproblemen dazu entschlossen habe, bei dem Überfall mitzumachen. Er habe die Wachleute mit einer Schreckschusspistole bedroht, entwaffnet und mit Reizgas besprüht. Von der Beute bekam er 70 000 Euro, das Geld habe er zum Teil wieder für Drogen verwendet. Eine DNA-Spur an der Kleidung eines Sicherheitsmannes hat ihn überführt. Er entschuldigte sich bei den verletzten Sicherheitsleuten, seine Mittäter verriet er nicht.

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