Kriminalität:Gehe zurück ins Gefängnis

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1962 sind Frank Morris, Clarence Anglin und John Anglin von der Gefangeneninsel Alcatraz geflohen. Seither ranken sich Legenden um die Ausbrecher. (Foto: HANDOUT/REUTERS)

Drei Jahrzehnte nach seiner Flucht stellt sich ein Häftling in Australien der Polizei. Auch andere Ausbrecher kamen nach vielen Jahren wieder hinter Gitter - wenn auch weniger freiwillig.

Von Veronika Wulf

Man kann davon ausgehen, dass dem Australier die Haftstrafe äußerst ungelegen kam, als er vor rund 30 Jahren verurteilt wurde. Das Vergehen: Anbau einer verbotenen Pflanze in zwei Fällen. Der Mann war 35, hatte vermutlich andere Pläne für sein Leben als dreieinhalb Jahre Gefängnis und brach 1992 nach gut einem Jahr aus der Haftanstalt in Grafton im Nordosten des Bundesstaates New South Wales aus. Als Fluchtmittel halfen ihm eine Säge und ein Bolzenschneider. Alle Versuche, den Flüchtigen ausfindig zu machen, seien damals gescheitert, teilte die australische Polizei nun mit.

Vielleicht passte dem Australier die Haft jetzt, im Alter von 64 Jahren, besser in die Lebensplanung, vielleicht zeigte er auch späte Reue - jedenfalls hat er sich nun, fast 30 Jahre nach dem Ausbruch, gestellt. Damit dürfte er unter den Knastausbrechern ein recht seltener Fall sein. Die meisten Gefängnisausbrüche enden eher unfreiwillig - und oft auch unspektakulär.

Den "Pittsburgh Six" half ein Schlüsselabdruck

Da waren die berüchtigten "Pittsburgh Six", eine Gruppe von sechs Männern, die 1997 gemeinsam aus einem Gefängnis in Pennsylvania entkamen - mittels eines Schlüsselabdrucks auf einem Getränkebecher und eines selbst gegrabenen Tunnels. Nach sechs Tagen wurde der erste mit einer Überdosis Crystal Meth an einer Bushaltestelle gefunden, nach acht Tagen erwischte die Polizei den zweiten, weil er nicht angeschnallt Auto fuhr, und nach zwölf Tagen wurden die anderen vier festgenommen, weil Nummer zwei einen Verbindungsmann verraten hatte.

Deutlich länger in Freiheit schaffte es Jose Romero, der erst im vergangenen Jahr in South Carolina geschnappt wurde - 40 Jahre nach seiner Flucht. Der Auslöser der Verhaftung war jedoch ähnlich banal: Er hatte in einer Polizeikontrolle einen gefälschten Pass vorgezeigt.

In einem großen Showdown mit mehreren Toten endete dagegen 2016 die Flucht von Joaquín Guzmán, genannt El Chapo. Der mexikanische Drogenboss war zuvor zum zweiten Mal aus einem Hochsicherheitsgefängnis entkommen, diesmal durch einen Fluchttunnel, der in seiner Zellendusche begann.

Ausbruch von mexikanischem Drogenboss
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Ein 1,5 Kilometer langer Tunnel mit ausgefeiltem Belüftungssystem - und einem Motorrad auf Schienen: Mexiko staunt über den perfekt geplanten Gefängnisausbruch des Kartellchefs "El Chapo".

Der Schweizer Walter Stürm brach zwischen 1974 und 1995 gleich achtmal aus Gefängnissen aus oder kam nach dem Hafturlaub nicht zurück. Bei einem der Ausbrüche - es war gerade Ostern - hinterließ der Bankräuber und Einbrecher einen Zettel: "Bin beim Ostereier suchen, Stürm". Im Verstecken war er jedoch weniger erfolgreich als im Abhauen: Lediglich 16 Monate dauerte seine längste Flucht.

Als ungeschlagen unter den Ausbrechern gilt der US-Amerikaner Leonard T. Fristoe. 1920 war er wegen eines Doppelmords an zwei Beamten zu lebenslanger Haft verurteilt worden, entkam dem Staatsgefängnis in Nevada aber drei Jahre später. Fast 46 Jahre lebte er unter falscher Identität, heiratete, verdiente eine Million als Busunternehmer, wie er laut einem Zeitungsbericht von 1969 erzählte, verlor das Geld wieder als Viehzüchter. Bis ihn ausgerechnet ein Familienmitglied verpfiff und er sich widerstandslos als 77-Jähriger festnehmen ließ. Nach Angaben des "Guinness-Buch der Rekorde" ist Fristoe damit die längste dokumentierte und wieder beendete Gefängnisflucht gelungen.

Und dann gibt es noch die Ausbrecher, bei denen keiner so genau weiß, wie lange sie sich in Freiheit durchschlugen. Einer der spektakulärsten Ausbrüche, der später auch verfilmt wurde, ist der von Frank Morris und den Brüdern John und Clarence Anglin aus Alcatraz. Die drei gruben sich mit geklautem Essbesteck einen Tunnel von der Gefängnisinsel vor San Francisco und verschwanden 1962 mit einem selbstgebauten Schlauchboot aus Regenmänteln. In ihren Betten hinterließen sie Kopfattrappen, die aussahen wie sie selbst.

Die Kriminellen wurden bis heute nie gefasst. Während das FBI offiziell davon ausgeht, dass die drei ertrunken sind, gibt es immer wieder Zweifel daran. 2013 erreichte die Polizei von San Francisco ein Brief, angeblich von John Anglin, in dem behauptet wurde, die Flucht sei erfolgreich gewesen. 2014 haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es aufgrund der günstigen Strömungsverhältnisse durchaus möglich gewesen wäre, dass die Ausbrecher an Land ankamen. Ihre Leichen jedenfalls wurden bis heute nicht gefunden.

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