Gefährliche Kosmetika:Der Preis der Tönung

Haarfärbemittel enthalten womöglich krebserregende Stoffe.

(SZ vom 08.01.2004) — Haarefärben ist gefährlich. Auf diese Botschaft lässt sich das Ergebnis einer Untersuchung zusammenfassen, von der die Zeitschrift Ökotest in ihrer Januar-Ausgabe berichtet.

Das Verbrauchermagazin hatte die Inhaltsstoffe von je 20 Rot- und Brauntönern untersuchen lassen. Das Ergebnis: In sämtlichen Fällen vergab die Zeitschrift die Note ungenügend. In allen Produkten hätte man so genannte aromatische Amine gefunden, von denen viele als krebserregend gelten, berichtet das Magazin.

Unter anderem werde in den meisten Haarfarben das giftige 2,5-Toluylendiamin eingesetzt. Von der Chemikalie sei bekannt, dass sie das Erbgut von Bakterien verändere und bei Ratten ungeborenen Nachwuchs schädigen könne.

Wie beim Rauchen

Ganz neu ist die Warnung indes nicht. Schon lange wird vermutet, dass häufiges Haarefärben gefährlich ist. Dass aromatische Amine wie Anilin oder Toluidine für einen Teil der jährlich rund 15.000 Blasenkrebsfälle in Deutschland verantwortlich sind, darüber sind sich die meisten Experten einig. Als besonders gefährlich gilt neben dem beruflichen Kontakt mit Anilin-Farben auch das Rauchen.

Zigarettenqualm enthält ebenfalls aromatische Amine. Weil sich die Abbaustoffe im Urin anreichern, entfalten die Gifte ihre fatale Wirkung vor allem in der Blase. Da der Körper aromatische Aniline leicht über Haut und Haar aufnehmen kann, lag der Verdacht nahe, dass sich auch das Drittel Frauen und das Zehntel Männer, die sich in den westlichen Industrienationen die Haare färben, einer Gefahr durch die Chemikalien aussetzen.

Gewissheit verschaffte bereits vor drei Jahren eine Studie amerikanischer Wissenschaftler in der Fachzeitschrift International Journal of Cancer (Bd. 94, S. 905, 2001). Sie hatten die Haarfärbe-Gewohnheiten von 900 Blasenkrebspatienten untersucht und mit 900 gesunden Studien-Teilnehmern verglichen.

Das Ergebnis: Bereits nach einem Jahr verdoppeln Frauen, die einmal monatlich die Haare färben, ihr Blasenkrebs-Risiko. Nach mehr als 15 Jahren liegt die Gefahr dreimal so hoch. Zehn Jahre im Friseurberuf steigern das Risiko sogar auf den fünffachen Wert. Dies gilt laut der US-Studie allerdings nur für so genannte dauerhafte Färbemittel.

Hersteller wie die Firma Schwarzkopf-Henkel bestreiten eine konkrete Gefahr: "Es ist wissenschaftlich nicht gerechtfertigt, unspezifisch die ganze Stoffgruppe der aromatischen Amine anzugreifen", sagt PR-Managerin Gesine Arend-Heidbrinck.

Auch nach Meinung des Pharmaexperten und Toxikologen Martin Theisohn von der Universität Köln ist der Nachweis aromatischer Amine alleine nicht ausreichend. Nicht alle Einzelsubstanzen seien krebserregend, zudem sei die Menge zu berücksichtigen.

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