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Gasexplosion in Taiwan:Als sich die Erde auftat

Mindestens 26 Tote, an die 300 Verletzte und viele Vermisste sind die Bilanz einer Reihe von Gasexplosionen in Taiwan. Ganze Straßenzüge sind in der Hafenstadt Kaohsiung im Boden versunken.

Mindestens 26 Tote, an die 300 Verletzte und viele Vermisste sind die Bilanz einer Reihe von Gasexplosionen in Taiwan. Ganze Straßenzüge sind in der Hafenstadt Kaohsiung im Boden versunken. Erst, als am Donnerstag die Sonne aufgeht, wird das Ausmaß der Zerstörung in Kaohsiung klar. Mehrere unterirdische Explosionen haben dort in der Nacht verheerende Schäden angerichtet. Etliche Menschen kamen ums Leben. Vermutlich sind Gasleitungen explodiert, die unter den Straßen der Hafenstadt verlaufen.

Ganze Straßen liegen in Trümmern, im Boden versunken, als habe sich die Erde aufgetan. Zahllose Menschen wurden bei den Detonationen im Stadtteil Cianjhen verletzt, es sind wohl mindestens 271.

Die Rettungsarbeiten sind schwierig, denn überall könnte sich hochentzündliches Gas gesammelt haben. Aus dem ganzen Land hat Taiwans Regierung Soldaten nach Kaohsiung beordert, um bei der Rettung zu helfen. Sie graben sich durch Schuttberge auf der Suche nach weiteren Opfern. In Schutzanzüge gekleidete Spezialeinheiten überprüfen die Luft auf explosive Gase.

"Bei der Suche nach Opfern können die Helfer versehentlich weitere Explosionen auslösen", sagt ein Sprengstoff-Experte in einem Interview des chinesischen Fernsehens. Alles deute darauf hin, dass Propan ausgetreten sei. Das könne sich nach den Explosionen in Kratern gesammelt haben.

Die Rohre unter den Straßen der Stadt transportieren Stoffe vieler Petrochemie-Firmen der Hafenstadt, wie Behördenvertreter sagten. Die Unternehmen wollen nichts mit den Explosionen zu tun haben. Eine Sprecherin sagte: "Das können nicht unsere Rohre gewesen sein. Diese Rohre hatten einen Durchmesser von acht Zoll, unsere haben aber nur vier Zoll." Ein Team von Spezialisten ist zu der Unglücksstelle geeilt, um die Hintergründe der Explosionen zu untersuchen.

Die Hafenstadt hat Erfahrung mit Gasunfällen: Ein älterer Mann sagte einem Reporter des Senders TVBS, dass er drei Stunden vor der ersten Explosion Gas gerochen habe. "Aber niemand hat etwas unternommen und das Gas abgestellt. Warum nicht?".

Mehrere Anwohner hatten kurz vor dem Unglück die Feuerwehr verständigt und ein Gasleck gemeldet. Das Stadtviertel von Kaohsiung wird zum zweiten Mal von einer Gas-Katastrophe erschüttert. 1997 hatte bei einem ähnlichen Unglück eine Explosion elf Menschen in den Tod gerissen.

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