Indien:Unbekannte beschmieren Bild in Gandhi-Gedenkstätte

Indien: Aktivisten zeigen Bilder mit den Porträts von Mahatma Gandhi und seiner Ehefrau Kasturba.

Aktivisten zeigen Bilder mit den Porträts von Mahatma Gandhi und seiner Ehefrau Kasturba.

(Foto: MONEY SHARMA/AFP)

Die Wahrnehmung des Unabhängigkeitskämpfers in Indien hat sich in den vergangenen Jahren verändert.

In Indien haben Unbekannte ein Bild des Freiheitskämpfers Mahatma Gandhi in einer Gedenkstätte beschmiert. Mit grüner Farbe schrieben sie "Verräter" auf ein Foto des Mannes, der die britischen Kolonialherren als Anführer von Märschen, Massenprotesten und Hungerstreiks ohne Gewalt aus Indien vertrieben hatte.

Die Polizei und die Gedenkstätte Bapu Bhawan im Bundesstaat Madhya Pradesh wiesen allerdings Berichte eines Lokalpolitikers sowie einiger indischer und internationaler Medien zurück, wonach aus der Gedenkstätte auch Asche des Freiheitskämpfers gestohlen worden sei. Ein Mitarbeiter, der demnach schon 40 Jahre bei der Gedenkstätte arbeitet, sagte, dass Asche von Gandhi lediglich in den 1960ern kurze Zeit dort war.

Gandhi wurde 1948 von einem Hindu-Extremisten erschossen. Seine Asche wurde in mehreren Urnen in verschiedene Teile Indiens gebracht und dann nach hinduistischem Brauch vor allem in Flüsse gestreut.

Für radikale Hindus ist Gandhi wegen seines Einsatzes für ein säkulares Indien eine Hassfigur. Gandhis Mörder Nathuram Godse gehörte der hindunationalistischen Rashtriya Swayamsewak Sangh (RSS) an. Er erschoss Gandhi nur wenige Monate nach der Unabhängigkeit Indiens, weil er der Ansicht war, dass dieser bei der Teilung des Subkontinents die indischen Muslime auf Kosten der Hindus bevorzugt habe. Gandhi hatte mit seinem gewaltfreien Widerstand die britische Kolonialmacht in die Knie gezwungen. Am 2. Oktober jährte sich seine Geburt zum 150. Mal.

Trendwende seit 2014

Die Ermordung von Gandhi galt jahrzehntelang als Schande für die Hindunationalisten. Seit Beginn der Regierung von Premierminister Narendra Modi 2014 ist jedoch eine Trendwende spürbar. Hindu-Hardliner fordern eine Statue für den Gandhi-Mörder und wollen den Hinduismus als Staatsreligion in der Verfassung verankern.

Etwa 80 Prozent aller 1,2 Milliarden Inder sind Hindus, doch das Land hat auch eine beachtliche muslimische Minderheit mit 13 Prozent. Darüber hinaus gibt es Christen, Buddhisten, Jainisten und Sikhs.

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