G-20-Gruppenfoto:Wer traut sich neben den Kronprinzen?

Unmittelbar vor dem G-20-Gipfel in Buenos Aires stellen sich brisante Fragen: Wer gesellt sich zu wem - und wie? Worauf es bei Gruppenbildern wirklich ankommt.

Von Martin Zips

8 Bilder

G20 Hamburg Summit: Day 2 Of Sessions

Quelle: Friedemann Vogel/Getty Images

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Wenn sich die Vertreter der mächtigsten Industrie- und Schwellenländer an diesem Freitag und Samstag in Buenos Aires treffen, ist die Frage, wer auf dem Gruppenbild neben wem steht, ganz besonders spannend - vor allem wegen des Erscheinens des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Mehrere Länder haben sich zuletzt wegen der Tötung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi von Saudi-Arabien distanziert, und die Frage, ob und wo er auf dem offiziellen Gruppenfoto platziert wird, ist brisant. Da war, jedenfalls fotografisch betrachtet, die Welt im vergangenen Jahr noch in Ordnung. Während die Staatsoberhäupter tagten, führte Olaf Scholz, damals noch Bürgermeister von Hamburg (Mitte), die First Ladies und First Men durchs Rathaus. Beim Gruppenbild kamen Merkels Ehemann Joachim Sauer zu Scholz' Linken und zu seiner Rechten Juliana Awada, Gattin des argentinischen Präsidenten, seiner roten Krawatte am nächsten. Ein absolut entspanntes Bild, das in seiner abwechslungsreichen Vielfalt besticht. Es geht aber auch anders, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.

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Quelle: Bander Algaloud/AFP

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Hohe Repräsentanten zweier Länder, optisch ausgewogen auf Treppenstufen aufgereiht: So signalisiert man Einheit! Zusammengeführt werden die Delegationen (aufgenommen im Juli 2018 in Manama, der Hauptstadt von Bahrain) vom saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman und seinem Kollegen Salman bin Hamad bin Isa Al Chalifa, Kronprinz von Bahrain. Ihre Länder, höchst repressive Monarchien, kommen ausgezeichnet miteinander klar.

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Quelle: AFP

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Nicht zu unterschätzen für das gelungene Gruppenbild: Ein interessanter Hintergrund. Hier zum Beispiel posiert Papst Franziskus mit für den Vatikan akkreditierten Diplomaten vor Michelangelos "Jüngstem Gericht" (im Januar 2017). Das Stirnwandfresko der Sixtinischen Kapelle war noch im 16. Jahrhundert wegen allzu viel nackter Haut von Kirchenvertretern als obszön bezeichnet worden. Lange her. Im Internet-Zeitalter wirkt so etwas herrlich konservativ.

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Quelle: AFP

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Ab einer gewissen Gruppengröße können Fotos unruhig und unübersichtlich wirken. Um einem gewaltigen Arrangement wie diesem hier etwas Ruhe zu verleihen, wurde selbstverständlich auf individuelle Bekleidung und demokratisches Allerlei verzichtet: Der damalige nordkoreanische Diktator Kim Jong-Il scharte hier (im Jahr 2009) besonders ergebene Soldaten um sich. Frauen, Grimassen und hektische Kopfbewegungen waren wohl eher nicht erlaubt.

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Quelle: AFP

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Nicht immer sind es die Menschen, die bei einem Gruppenfoto im Mittelpunkt stehen. Gelegentlich sind es auch Dinge - wie auf diesem im Jahr 2010 in Pakistan abgelichteten Motiv, bei dessen Entstehung viel Wert auf das Thema Sichtachsen gelegt wurde. Es zeigt: eine 16 Meter hohe "Hatf"-Rakete (vertikal), der Stolz der pakistanischen Armee (horizontal).

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Quelle: AFP

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Auch nicht zu unterschätzen für das perfekte Gruppenfoto: Die Kleiderwahl, die den Blick des Betrachters sofort auf das wirklich Wichtige lenkt. In diesem Fall: Königin Elizabeth II. (weiß) inmitten der Träger des britischen "Order of Merit"-Ordens (schwarz). Allein Nelson Mandela erlaubt sich auf dem im Jahr 2002 aufgenommenen Bild mit einem seiner berühmten bunten Hemden fröhliche Individualität. Gewagt wie wohltuend.

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Quelle: Guido Bergmann/AP

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Sehr ungewöhnlich: Ein Gruppenbild aus der Herrenumkleide, gleich nach dem Abpfiff. Aber gut, gerade hat Deutschland 4:0 gegen Portugal gewonnen, bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Da kann man schon mal vorbeischauen, wenn man gerade in der Nähe ist (umgekehrt natürlich undenkbar: Kanzler Schröder besucht die völlig verschwitzte Damenelf). Links Klose, rechts Schweinsteiger, Özil, Boateng - auch integrationspolitisch geht das Foto total in Ordnung. Und was für ein Glück für die internationale Bildberichterstattung, dass sich der Müller im letzten Moment noch das Badetuch umgeschnallt hat.

AUFSICHTSRAT WM 2006

Quelle: DPA/DPAWEB

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17 Jahre ist das jetzt her: Welcher Glanz für Deutschland, als sich das von Franz Beckenbauer, unserem Franz, angeführte Organisationskomitee für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf diesem wunderschönen Dortmunder Teppich präsentierte (im Jahr 2001, nach der Vergabe der Austragungsrechte). Der damalige Innenminister Otto Schily (hintere Reihe, dritter von links) neben Gerhard Mayer-Vorfelder (hintere Reihe, zweiter von links) und an den Torpfosten Günter Netzer (vorne links) und Theo Zwanziger (hinten rechts) - ein echtes Männerbild. Und ungeheuer entlarvend: Das übertriebene Lächeln des Funktionärs Fedor Radmann nämlich (vorne rechts) ließ einen ja schon damals ahnen, was alles noch kommen könnte - lange nach dem Sommermärchen.

© SZ.de//olkl/pvn/rus
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