G-20-Gipfel:Einen Thron braucht in Hamburg jetzt niemand mehr

Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten

Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten an der Hamburger Alster.

(Foto: dpa)

Der saudische König hatte ein komplettes Luxushotel gebucht, Panzerglas einsetzen, Royal Suite und Festsäle umbauen lassen - und spontan abgesagt. Wie geht das Vier Jahreszeiten damit um?

Von Max Sprick

Es war doch schon alles vorbereitet für Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud, König von Saudi-Arabien. Er hatte für seinen Besuch beim G-20-Gipfel das komplette Hotel Fairmont Vier Jahreszeiten an der Hamburger Binnenalster mieten lassen, 160 Zimmer, auf die sein Gepäck von immerhin fünf 7,5-Tonnen-LKWs verteilt werden sollte. Aber jetzt, drei Tage vor der geplanten Anreise, hat Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud abgesagt. Wegen der Katar-Krise, heißt es aus diplomatischen Kreisen. Da drängen sich ein paar Fragen auf: Darf ein König kostenfrei stornieren, so kurzfristig? Und: Steht das komplette Luxushotel nun leer?

Auch die Mitglieder der königlosen Reisegruppe sollten sich wie ein König fühlen

Geredet wird in der Luxushotel-Branche nicht, jedenfalls nicht offiziell. Inoffiziell getuschelt aber wird immer und überall, und da ist herauszuhören: So gravierend ist die Absage wohl gar nicht. Denn eigentlich, so heißt es, ändere sich kaum etwas. Gut, klar, einen Thron brauche man nun nicht mehr aufzustellen (schade eigentlich). Aber die bestellten 30 Lämmer zum Beispiel werden trotzdem verspeist, denn der König wollte ja nicht alleine kommen. Unter anderem sollten Spezialisten dabei sein, die ihn und seine 20 bis 30 Vertrauten versorgen. Leute, die nur Tee kochen; andere, die nur für das Obst zuständig sind. Er selbst hat nun zwar seinen Besuch gecancelt, die Delegation kommt nun trotzdem, wird eben Staatsminister Ibrahim al-Assaf, der bis Oktober 2016 Finanzminister gewesen war, die Delegation des Königreiches beim Treffen der wichtigsten Wirtschaftsmächte leiten. Das Hotel sei also weiterhin komplett ausgebucht, ist zu hören. Und auch die Mitglieder der königlosen Reisegruppe sollten sich, wie jeder Gast hier, wie ein König fühlen im Vier Jahreszeiten.

Umbauten und Sonderwünsche bleiben daher bestehen. Die Wände der für den saudischen König selbstverständlich zu kleinen Royal Suite waren extra umgesetzt, ihre Fenster mit Panzerglas verstärkt worden.

Für die Loren wurde einst ein Badezimmer zur Küche umgebaut

Aus Festsälen wurden Lounges und Wohnbereiche. Wer nun die Royal Suite belegen darf? Sehr wahrscheinlich der Staatsminister, als ranghöchster saudischer Gast, hierarchisch korrekt. Zur Frage, wie viel das alles kostet, heißt es aus dem Hotel nur grundsätzlich: Exquisite Wünsche würden ganz nüchtern und individuell kalkuliert. Denn mit so etwas habe man Erfahrung in dem Hotel. Sophia Loren war ja auch schon mal hier, italienische Schauspielerin, königinnengleich. Für die Loren wurde einst ein Badezimmer zur Küche umgebaut, weil ihre Suite zwar zwei Badezimmer, aber keine Kochstelle bot. Carlo Ponti aber, Lorens Ehemann, hatte darauf bestanden, dass nur sie Spaghetti für ihn kocht.

Und die Stornokosten? Kein Thema für das Hotel. Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud hat alles schon bezahlt, per Vorkasse, wirklich alles: Auch die Kosten für Rückbauten.

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