Süddeutsche Zeitung

Fund vor der Küste:U-Boot-Wrack vor Schweden entdeckt

Lesezeit: 2 min

Armee prüft Bilder von Wrack

Die ersten Schlagzeilen klangen dramatisch: In schwedischen Gewässern haben Taucher das Wrack eines mutmaßlich russischen U-Bootes gefunden. "Das U-Boot ist komplett intakt, hat keine sichtbaren Schäden am Schiffskörper und die Luken sind geschlossen", sagte Stefan Hogeborn vom Ocean X Team in Stockholm. Es sei zu befürchten, dass "die Besatzung sich nicht retten konnte".

Inzwischen mahnen Experten aber zur Ruhe: Nach erster Analyse der Bilder, auf denen unter anderem kyrillische Schriftzeichen auf dem Rumpf zu erkennen sind, gehen sie davon aus, dass es sich um ein 1916 gesunkenes Boot mit Namen Som (Wels) handelt, das noch in Diensten des Zaren stand.

Die schwedische Armee möchte sich das Wrack erst genauer ansehen, bevor sie eine endgültige Einschätzung abgibt. Armeesprecher Anders Kallin betonte, es sei das Ocean X Team, das behaupte, dass es ein U-Boot sei. Die Experten der Armee würden ihre Einschätzung in den "kommenden Tagen" präsentieren, wenn sie Fotos des Taucherteams analysiert hätten.

Wahrscheinlich U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg

Das Ocean X Team teilte mit, es sei unklar, wie alt das U-Boot sei oder wie lange es auf dem Meeresgrund gelegen habe. Die kyrillischen Buchstaben auf dem Rumpf zeigten, dass es russisch sei. Peter Linberg vom Ocean X Team sagte Expressen, sie glaubten nicht, dass der Fund etwas mit der Suche der schwedischen Marine vergangenen Oktober nach einem russischen U-Boot zu tun habe.

Wahrscheinlich sei, dass es sich um ein U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg handele, sagten Experten Expressen zufolge. Die Som war 1916 vor den Ålandinseln auf Patrouille gewesen. Das heute finnische Archipel östlich von Stockholm gehörte damals noch zum Zarenreich. Schwedischen Medienberichten zufolge gibt es in den Archiven Hinweise, dass die Som damals bei schlechter Sicht mit einem schwedischen Frachter kollidierte und sank. Experten sagten, die Lage des Wracks sei seit Längerem bekannt gewesen.

Die Wracksucher des Ocean X Teams gaben den genauen Standort des Wracks, das 20 Meter lang und 3,5 Meter breit sein soll, nicht bekannt. Nach Angaben der Zeitung Expressen soll es sich etwa 2,8 Kilometer vor der schwedischen Ostküste befinden.

Politische Spannungen befeuern Spekulationen

Wrackfunde in der Ostsee sind keine Seltenheit: Das Binnenmeer ist voll von alten Kähnen, die im brackigen Wasser nur sehr langsam zerfallen. Auch jahrhundertealte Schiffe sind oft noch gut konserviert.

Die Aufregung über den U-Boot-Fund erklärt sich darum wohl vor allem aus den aktuellen außenpolitischen Spannungen zwischen Russland und der EU. Schwedens Marine ist deshalb zur Zeit besonders wachsam und hatte im Oktober 2014 eine großangelegte Suchaktion nach einem mutmaßlich russischen U-Boot gestartet, das angeblich vor Stockholm gesichtet worden war. Damals hatte die schwedische Marine eine Woche lang nach dem vermeintlichen Eindringling in den schwedischen Hoheitsgewässern gesucht, aber nichts gefunden.

Ähnliche Vorfälle gab es bereits während des Kalten Krieges. Nur ein einziges Mal konnte das Eindringen eines sowjetischen U-Bootes tatsächlich bewiesen werden: 1981 lief die S-363, ein U-Boot der sogenannten Whiskey-Klasse, im Süden Schwedens auf eine Schäre auf. Der Vorfall, der als "Whiskey on the rocks" in die Geschichte einging, sorgte damals für eine mehrtägige internationale Krise.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2585038
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/ghe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.