Süddeutsche Zeitung

Führerschein:Bis zu fünf Versuche

Immer mehr Fahrschüler scheitern an der Prüfung. Woran liegt das? Fahrlehrer und Verkehrspolitiker sehen unterschiedliche Gründe, unter anderem würden Theorie- und Praxistest weniger ernst genommen als früher.

Mobil sein zu wollen - das kann ganz schön ins Geld gehen. Fahrstunden, Prüfungsgebühren, Kosten für den Erste-Hilfe-Kurs: Unterm Strich gibt ein Fahrschüler in Deutschland je nach Region im Schnitt zwischen 1200 und 2000 Euro für seine Fahrausbildung aus. Umso ärgerlicher ist es, wenn man dann in der theoretischen oder praktischen Prüfung scheitert. Und das passiert immer häufiger.

Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts fielen die Bewerber im Jahr 2017 bei mehr als jeder dritten Theorieprüfung durch. Die bundesweite Durchfallerquote stieg demnach auf alle Führerscheinklassen bezogen das fünfte Jahr in Serie - auf nun 36,8 Prozent. Auch bei 28,1 Prozent der Praxisprüfungen fielen die Führerscheinanwärter durch. Überdurchschnittlich viele Bewerber scheiterten bei den Theorie- und Praxisprüfungen der Klasse B - dem Autoführerschein.

Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Gerhard von Bressensdorf, führt dies in erster Linie auf den größeren Anteil nicht-deutschsprachiger Bewerber zurück. Ihnen falle die Theorieprüfung schwer, zudem seien sie oft mit einer anderen Verkehrskultur aufgewachsen und bräuchten oft drei bis fünf Anläufe, bis sie bestehen. In der Praxisprüfung gebe es durch den zunehmenden Verkehr immer mehr Fehlerquellen für Prüflinge. Auch der ADAC führt unter anderem die zunehmende Komplexität des Verkehrs und die gestiegenen Anforderungen an die Prüflinge an. Der Vorsitzende des baden-württembergischen Fahrlehrerverbandes, Jochen Klima, glaubt zudem, dass das Interesse Jugendlicher nachgelassen habe. Die Prüfungen würden nicht mehr ernst genug genommen. "Früher war Mobilität notwendig für Kommunikation", sagt Klima. "Handy und Internet haben dem Führerschein den Rang abgelaufen."

Das niedersächsische Verkehrsministerium sieht ein Problem darin, dass auch Personen mit einem Führerschein, den sie außerhalb Europas erworben haben, ohne weitere Vorbereitung eine sogenannte Umschreibung vornehmen lassen können. Sie dürfen sich, ohne zuvor noch einmal theoretische oder praktischer Fahrstunden zu nehmen, sofort zur Prüfung anmelden. "Das kann leichter dazu führen, dass die Prüfungen nicht bestanden werden", sagt ein Ministeriumssprecher. Deshalb solle das Verfahren geändert werden.

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SZ vom 05.05.2018 / dpa, mvö
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