Washington:Wilde Füchsin beißt Abgeordneten

Washington: Ein Fuchs spaziert am Kapitol vorbei. Insgesamt neun Bisse wurden den Behörden in den vergangenen Tagen gemeldet.

Ein Fuchs spaziert am Kapitol vorbei. Insgesamt neun Bisse wurden den Behörden in den vergangenen Tagen gemeldet.

(Foto: Kevin Dietsch/AFP)

Das Tier hat am Kapitol in Washington mehrere Menschen angegriffen - und gleichzeitig viele Sympathien geweckt. Nun wurde die tollwütige Füchsin eingeschläfert.

Von Fabian Fellmann, Washington

Die Schlagzeile schrie förmlich nach Kalauern. "Aggressiver Fuchs beim US-Kapitol gefangen", titelte die Washington Post am Dienstag. In der Tat wirkt der rechte Fernsehsender Fox News bisweilen etwas außer Rand und Band. Und auch dem alten Fuchs Donald Trump ist alles zuzutrauen: Hat er schon wieder versucht, das Kapitol stürmen zu lassen? Doch nun folgte das traurige Ende der Geschichte: Der Fuchs, oder, wie sich später herausstellen sollte, die Füchsin, ist mausetot. Aber von Anfang an.

Am Montag durchquerte der Abgeordnete Ami Bera die Parkanlage beim Kapitol. "Plötzlich habe ich gespürt, wie etwas mein Bein von hinten anfiel", erzählte Bera einer Journalistin. Er habe an einen Hund gedacht. Doch als er sich umdrehte, um sich mit seinem Schirm zur Wehr zu setzen, machte sich ein Fuchs aus dem Staub. Der Kalifornier entdeckte zwei Bisslöcher im Hosenbein. Die Socke blieb unversehrt, ebenso die Haut - trotzdem ließ Bera, ein Arzt, seine Tollwutimpfung auffrischen: Mit Bissen wilder Tiere sei nicht zu spaßen.

Umgehend meldeten sich weitere Opfer, womit klar war: Den Hügel, auf dem das mächtigste Parlament der Welt haust, hat sich ein Fuchs als seinen Palast erwählt. Das rief die Capitol Police auf den Plan, für den Schutz des Parlaments und seiner Gebäude zuständig. Auf Twitter warnte sie vor "aggressiven Füchsen" und ließ die Tierärzte ausschwärmen. Die Washingtoner waren verunsichert: Sollten sie sich nun vor dem Fuchs fürchten? Oder für ihn Partei ergreifen wie der neue Twitteraccount @thecapitolfox?

"Geschnappt", twitterte die Polizei bereits wenige Stunden später betont cool. Die Bilder zeigen allerdings, dass die Parlamentspolizisten lediglich zuschauten, als es ernst wurde. Anpacken mussten zwei Kolleginnen der Hauptstadteinheit, die das Tier in einen Tragkäfig sperrten.

Währenddessen fertigten Schulkinder Zeichnungen für den "armen Fuchs" an. "Heute wurde ich mit Gewalt aus meinem Bau entfernt", schrieb @thecapitolfox. "Ich bin unschuldig." Andere beklagten, im Kapitol würden Schoßhündchen von reichen Politikern überfüttert, aber ein ehrlicher Arbeiterfuchs werde sofort verhaftet, wenn er für sein täglich Brot sorge.

Wildtiere sind in Washington weit verbreitet, weil die Flüsse von weitläufigen Nationalparks gesäumt werden, wo Weißwedelhirsche, Waschbären und wilde Truthähne zu sehen sind, selten gar ein Rotluchs. Vor einigen Monaten waren in der Umgebung der US-Hauptstadt zudem mehrere Zebras ausgebüxt, erst nach fünf Monaten wurden die letzten zwei eingefangen.

Rund um das Kapitol, das Weiße Haus und die Monumente tummeln sich Eichhörnchen, Kanadagänse und Kaninchen, stets ist auch mindestens ein Fuchsbau auf dem Gelände zu finden. Probleme mit den verschiedenen Tieren sind selten, wenn man von den vielen Ratten absieht. Zum Glück haben diese natürliche Feinde: Die Nager stehen auf dem Speiseplan von Füchsen - doch um das Kapitol streifen nun gleich mehrere Füchse weniger.

Am Mittwoch teilte die Stadtverwaltung mit, der Angreifer sei eine Füchsin mit mehreren Welpen gewesen, die ebenfalls eingefangen wurden. Insgesamt neun Bisse wurden den Behörden gemeldet. Die Füchsin sei darum "auf humane Weise" eingeschläfert worden, um sie auf Tollwut zu untersuchen. Zu Recht, wie sich herausstellte: Sie trug die Viren in sich. In den USA wird der Erreger bei rund sechs Prozent der getesteten Wildtiere gefunden; Europa hingegen ist weitgehend frei von Tollwut.

Offen ließen die Behörden, was nun mit den Welpen geschieht. Stehen sie unter Verdacht, ebenfalls angesteckt zu sein, dürfte ihnen dasselbe Schicksal blühen wie dem Muttertier. Auf Twitter hat für sie bereits die Trauerphase eingesetzt. Hunderttausende haben das Erinnerungsvideo angeschaut, auf dem die schöne Füchsin stolz durch die Parkanlagen vor dem Kapitol tänzelt.

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