Fuchs in der Donau:"Also bin ich hingegangen und habe den Fuchs herausgesägt"

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Förster Franz Strehle mit dem aus der Donau herausgesägten "Frozen Fox". (Foto: Johannes Stehle)

Ein Fuchs ertrinkt in der Donau, dann wird es kälter und kälter. Wie ein Fossil steckt das Tier im Eis fest - bis Franz Stehle mit der Motorsäge kommt.

Interview von Juri Auel

Seit mehr als 40 Jahren geht Franz Stehle zur Jagd. Die Tiere, die der 61-Jährige erlegt, kommen in seinem Gasthaus auf den Tisch, einem jahrhundertealten Forsthaus in der schwäbischen Provinz. Und nun berichten Medien aus den USA, Brasilien und Österreich, kurz: aus der ganzen Welt über Franz Stehle, für ein paar Tage ist er ein sehr gefragter Mann. Dabei hat er sich doch nur seine Motorsäge geschnappt, ist zur Donau gegangen und hat einen recht handlichen Eisblock herausgesägt - samt einem Fuchs darin. Franz Stehle ist jetzt der Entdecker des "Frozen Fox".

SZ: Herr Stehle, können Sie bitte mal diesen Moment beschreiben, als Sie den Fuchs unter dem dicken Donaueis entdeckt haben?

Franz Stehle: Ich hab' den ja schon im Dezember gefunden, nur, da konnte man noch nicht auf dem Eis gehen. In der Nähe der Einbruchstelle sind warme Quellen, deswegen war das Eis da so dünn.

Wenn das nur der Fuchs gewusst hätte.

Tja. Anfang Januar war es mit 13 Zentimeter dann dick genug, um darauf zu gehen. Also bin ich hingegangen und habe den Fuchs herausgesägt.

Was glauben Sie: Musste der Fuchs in den letzten Momenten seines Lebens womöglich noch leiden?

Nein, er ist eingebrochen und noch zwei Meter unter dem Eis langgeschwommen, weil er den Ausgang gesucht hat. Das Ertrinken ging danach ziemlich schnell.

Passiert das denn häufiger, dass Tiere auf dem Eis einbrechen und einfrieren?

Nicht ständig, aber alle paar Jahre passiert das schon.

Und gibt es Tierarten, die häufiger als Eisblock enden als andere?

Meiner Erfahrung nach passiert das Füchsen schon manchmal. Und auch Wildschweine habe ich in den vergangenen 40 Jahren schon drei, vier gefunden. Ein Reh dagegen erst ein einziges Mal - Rehe sind vorsichtiger.

Warum haben Sie den Fuchs denn überhaupt aus dem Eis herausgesägt?

Das hatte praktische Gründe. Im Frühjahr taut die Donau auf und dann treibt er irgendwohin und erregt Aufsehen. So ist er weg. Außerdem ist das hygienischer.

"Ich habe ihn zunächst auf meinem Hof ausgestellt - als Warnung, damit die Leute nicht aufs Eis gehen", sagt Förster Franz Strehle. (Foto: Johannes Stehle/dpa)

Was sagen Sie dazu, dass Sie deswegen so viele Journalisten sprechen wollen?

Das ist schon ein bisschen überraschend, dass sich so viele dafür interessieren. Das Telefon steht gar nicht mehr still. Ich weiß aber nicht, wie sich das verbreitet hat. Ich selbst hab' das ja nicht an die Zeitung gegeben. Da ist anscheinend irgendwo ein Foto von dem Fuchs aufgetaucht. Über Facebook und was es da so alles gibt, da geht das doch heute schnell.

Was passiert jetzt mit dem Fuchs?

Ich habe ihn zunächst auf meinem Hof ausgestellt - als Warnung, damit die Leute nicht aufs Eis gehen. Jetzt taut er langsam auf. Und dann kommt er zur Tierverwertung. Der Verwesungsprozess hat schon eingesetzt, das Fell lässt sich nicht mehr verwenden.

Sie haben also nicht daran gedacht, den Fuchs einfach kühl zu stellen und als eine Art Wintertrophäe zu behalten? Oder ihn für spätere Generationen in einem Museum aufzuheben?

Nein, nicht wirklich.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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