Frühjahrsputz (I):Heldentod an der Wand

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Sauber zur Strecke gebracht - Eine edle Klatsche sorgt für den fleckenfreien Fliegentod

STEPHAN REINHARDT

Als wir in diesen Tagen aus dem sonnigen und für diese Jahreszeit unverhältnismäßig warmen Rom nach Deutschland zurückkehrten, nahm uns der Taxifahrer direkt unsere klammheimliche Freude: In München habe es ebenfalls "mindestens 18°C" gehabt, man sonnte sich in den Parkanlagen und die Gastronomie machte das erste gute Terrassengeschäft des Jahres. "Jetzt soll es ruhig noch ein paar Tage so richtig warm bleiben", fuhr unser Fahrer fort, "und dann soll die Temperatur nochmal so richtig unter Null Grad rauschen, dann haben wir im Sommer kein Problem mit den Fliegen. Die Larven gehen nämlich dann alle hopps."

Wer so bettelnd aus seinem edlen Gewand schaut, verdient keine Plastikklatsche. Diese Drosophila verlangt nach der 42 € teuren Edelklatsche. (Foto: www.bio.jhu.edu)

Sagenhaft, woran dieser Mann Anfang Februar schon denkt! Wie weitsichtig! Sein durchaus verständlicher Wunsch nach einem fliegenfreien Sommer müsste indes den Leuten von ProIdee sauer aufstoßen. Denn im aktuellen Frühjahrskatalog bewerben sie eine super edle, mit rostfreiem Stahl und schwarzen Polyester-Fibersträngen designte Fliegenklatsche, die sogar schon einen Designer-Preis gewonnen hat.

Nun muss es doch tatsächlich der Traum einer jeder mit Glück durch den Spätfrost gekommenen und darob fröhlich durch den Sommer brummenden Fliege sein, von einer derart edlen Klatsche zur Strecke gebracht zu werden. Ein Heldentod, wie ihn Winnetou immer verdient gehabt hätte! Der Abgang des Kadavers ist klinisch rein, der Körper bleibt rein äußerlich gesehen unversehrt, weder Beinchen, noch Flügel noch Äuglein oder gar Blut bleiben auf der Tapete haften. Das Tierchen segelt einfach entseelt zu Boden oder kippt schlichtweg um und kann dann zum Beispiel mit einem Staubwedel aus Straußenfedern weiter verarbeitet werden. Oder man saugt es mit einem handelsüblichen Staubsauger ein. Aber ein solches Grab hat eine derart nobel erlegte Fliege nun eigentlich nicht verdient, oder?

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