SZ-Kolumne "Bester Dinge":Seltsame Auswüchse

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(Foto: USA Mullet Championship)

In den USA werden bei einem Wettbewerb die, nun ja, schönsten Vokuhila-Frisuren gekürt. Neuerdings gibt es auch eine Kategorie für Kinder. Warum nur?

Von Titus Arnu

Oliba, Schniposa, Vokuhila - wer sich in den 1980er-Jahren an diese Formel hielt, setzte stilistisch ein klares Signal. Oberlippenbart über dem Mund, Schnitzel mit Pommes und Salat auf dem Teller, vor allem aber: die Haare vorne kurz und hinten lang, so positionierte man sich in einer Reihe mit Stil-Ikonen. Rudi Völler, Bono, Nena, Andre Agassi, Kim Wilde, Peter Maffay und George Michael trugen Vokuhila. Das Besondere an dieser Frisur ist, dass sie schon non-binär war, bevor das Wort erfunden wurde: Sie steht für die fließenden, besser gesagt ausfransenden Grenzen zwischen männlich und weiblich.

Beim Anblick der vielleicht furchtbarsten Frisur aller Zeiten stellt sich vor allem eine Frage. Die Ärzte haben sie auf ihrem Konzeptalbum "Le Frisur" wie folgt formuliert: "Warum? Warum tragt ihr sie?" Eine Antwort ist vielleicht: Weil man sich die Frisur kinderleicht selbst vor dem Spiegel schneiden kann. Einfach alle Haare absäbeln, die ins Gesicht hängen - fertig. Während der Pandemie ist die Frisur zurückgekehrt, wahrscheinlich aufgrund geschlossener Friseurläden. Aber auch, weil Schauspielerinnen und Popstars die etwas in die Jahre gekommene Haartracht stolz zur Schau tragen. Der trashige Achtziger-Look gilt erstaunlicherweise wieder als schick: Rihanna, Miley Cyrus, Dua Lipa und Scarlett Johansson haben die Nackentapete wieder friseursalonfähig gemacht.

In den USA trägt der Vokuhila den Namen Mullet, und er ist so populär, dass die Teilnehmerzahl bei den Mullett Championships beschränkt werden musste. Bei dieser Veranstaltung werden die schönsten Männer- und Frauen-Vokuhilas gekürt. Nun gibt es auch einen Wettbewerb für Kinder, Hunderte machten mit. Die Finalisten präsentieren sich beim Online-Voting auf jeweils zwei Fotos, die Kandidaten tragen riesige Spiegelbrillen, grelle T-Shirts und zeigen stolz ihre Matten. Und das soll schön sein? Eine haarige Frage. Bevor diese recht kurze Kolumne hinten zu lang wird und unschön zerfusselt, schneiden wir hier ab und stellen fest: Bringt einen immerhin zum Lachen. Und das ist doch was in diesen Zeiten!

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