Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Sorgen im Eimer

Die Freiwillige Feuerwehr in Burgberg-Giengen löscht ihre Nachwuchssorgen - und ist nicht die einzige mit einer ungewöhnlichen Aktion.

Von Veronika Wulf

Bei einem Brand wählt man die 112, das weiß jedes Kind, und dann kommt meistens die Freiwillige Feuerwehr. In Deutschland gibt es nämlich gerade mal gut 100 Berufsfeuerwehren - und mehr als 22 000 Freiwillige Feuerwehren. Dass die auch kommt, da konnte man sich in Burgberg-Giengen zuletzt allerdings nicht ganz so sicher sein. Die knapp 1700 Einwohner des Dorfes im baden-württembergischen Landkreis Heidenheim fanden im Herbst einen roten Eimer vor ihrer Haustür mit dem Hinweis, im Brandfall doch bitte damit selbst zu löschen.

Ganz ernst gemeint war das natürlich nicht. Aber die Zeiten sind eben längst vorbei, in denen es normal war, in die Freiwillige Feuerwehr einzutreten, sobald man durfte. Man kennt die Meldungen: Dorf Soundso sucht Mitglieder, Städtchen Nochmalwas fehlt der Nachwuchs. Die Zahl der freiwilligen Feuerwehrleute in Deutschland ist zwar einigermaßen stabil (rund eine Million war es 2019), doch das ist wohl auch all den kreativen Werbeaktionen zu verdanken wie der in Burgberg-Giengen. In Schwäbisch Gmünd rekrutierten sie Flüchtlinge. In Höxter kamen sie im auffälligen Chemieanzug auf den Weihnachtsmarkt. In Karlsfeld bei Dachau druckten sie Sprüche auf Plakate: "Richtig dicht sind bei uns nur die Atemschutzmasken". In Storkow in Brandenburg wurden auch schon Eimer verteilt und überall in Deutschland gab es schon so viele Tage der offenen Tür, dass es langsam ziehen müsste.

In Burgberg-Giengen jedenfalls ging die Aktion auf: Zehn neue Freiwillige haben sich gemeldet. Auch einige Feuerwehren in Niedersachsen vermeldeten kürzlich einen Mitgliederzuwachs. Man vermutet, es liegt an der Pandemie. Auch eine ungewöhnliche Werbe-Aktion.

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