Frauenbuch mit von der Leyen:Vom Eva-Prinzip zum Maria-Modell

Ursula von der Leyen und Maria von Welser haben sich lange unterhalten - heraus kam ein Buch. Über alte Wahrheiten, neue Verpackungen und das missglückte Bemühen, Eva Herman aus dem Spiel zu lassen.

Thorsten Denkler

Es gibt da diese Theorie über die Ehe. Ein Redakteur der Köpenicker Seniorenzeitung hatte sie vorgetragen. Als Diskussionsbeitrag aus dem Publikum sozusagen, zur Vorstellung des Buches "Wir müssen unser Land für die Frauen verändern - Maria von Welser im Gespräch mit Ursula von der Leyen", das beide Frauen in Berlin vorstellten.

Ursula von der Leyen während der Buchvorstellung

Ursula von der Leyen während der Buchvorstellung

(Foto: Foto: ddp)

Die Theorie besagt: In den ersten sieben Jahren einer Ehe kämpft der Mann um die Vorherrschaft. In den zweiten sieben Jahren kämpfen beide Partner um Gleichberechtigung. In den nächsten sieben Jahren geht es um die nackte Existenz. Und er, der Redakteur der Köpenicker Seniorenzeitung, hätte jetzt dazu gerne ein Antwort auf die Frage, wie den sie, die Frau von der Leyen, die Ehe sehe. Er würde das gerne mal seinen Enkeln erzählen.

Auf die Antwort waren viele gespannt. Ursula von der Leyen, Mutter von sieben Kindern, was ist für sie die perfekte Ehe? "Ich werde Ihnen die Antwort heute schuldig bleiben", sagte von der Leyen.

Wer bitte ist Eva Herman?

Es war nicht die einzige Frage, die unbeantwortet blieb an diesem Montagnachmittag. Welche Unterschiede sie denn habe erkennen können zwischen der TV-Journalistin Eva Herman, auf die sie in TV-Runden öfter gestoßen ist, und Maria von Welser, mit der sie sich lange für dieses Buch unterhalten hat. Antwort von der Leyen: "Wer bitte?"

Ob denn Frauen, die nach dem "Eva-Prinzip" leben, also gerne zu Hause bleiben sowie Mann und Kinder versorgen, ob denn solche Frauen unmodern seien, wie der Werbetext auf dem Buchumschlag suggeriert. "Den Text hat der Verlag zu verantworten", gab Maria von Welser zurück, eine gewisse Pikiertheit in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

Eva Herman. Trotze aller Versuche, diesen Eindruck zu verhindern - ihr Prinzip, dieses "Eva-Prinzip", war die ganze Zeit anwesend. Eva Herman hat es geschafft, von der ARD-Nachrichtensprecherin zur Dämonin der Frauenbewegung aufzusteigen. Was Alice Schwarzer viele Jahre für die Männer war, Eva Herman ist es für die Frauen.

Nur eine Frage der Zeit, bis irgendjemand das gute Buch zum Thema schreiben würde. Eines, zu dem alle ja sagen können. Vielleicht eines, dass der eigentlichen Autorin, der ARD-Frau Maria von Welser - die einst im ZDF Mona Lisa machte und nun das Hamburger NDR-Landesfunkhaus leitet - ähnlich viele Talkshow-Auftritte verschafft, wir es ihrer Kollegin von der ARD-Tagesschau gelungen ist.

Es muss eine Mode sein, dass Fernsehjournalistinnen versuchen, den Frauen ihre Welt zu erklären. Stellt sich die Frage, welche besondere Kompetenz sie auf diesem Gebiet mitbringen. Es gibt ja noch mehr Frauen auf der Welt als Eva Herman und Maria von Welser.

Der eine Grund für die Omnipräsenz dürfte ihre Bekanntheit sein. Die macht es einfacher, in die Medien zu kommen. Von Welser hat sich zudem noch die aktuelle Bundesfamilienministerin als Mitautorin ins Boot geholt. Das verspricht einen zusätzlichen Aufmerksamkeitsschub. Irgendwie muss Welser ja vielleicht kompensieren, dass ihr Buch - anders als das von Eva Herman - in erster Linie nicht von steilen Thesen lebt. Leser des "Eva-Prinzips" fassen sich ja an den Kopf und fragen: Glaubt Herman das alles wirklich?

"Immer mit einem dicken Hals"

Dann ist da noch die Wut. Speziell Maria von Welsers Wut. Das Thema Familienpolitik habe ihr immer "einen dicken Hals" beschert, sagt sie. Dass sie darüber schreiben müsse, leitet sie aus ihrer eigenen Betroffenheit ab: Sie lebe ein "gelebtes Frauenleben" mit Scheidung und zwei Kindern, die sie groß gezogen habe. Und dann habe sie Ursula von der Leyen getroffen und gemerkt: "Mit dieser Ministerin lässt sich was bewegen."

Schon war es da, das Buch. 219 Seiten voll mit Ratschlägen für ein neues, familienfreundliches Deutschland. Nichts wirklich Neues. Dass die Unternehmen Mitarbeitern mit Kindern bessere Angebote machen müssen, dazu hat schon von der Leyens Amtsvorgängerin Renate Schmidt im monatlichen Turnus Studien vorgestellt.

Aber es hat wohl ein anderes Gewicht, wenn es eine Christdemokratin Wahrheiten ausspricht, als wenn es eine Sozialdemokratin macht. Immerhin gibt es jetzt all diese Wahrheiten als Buch zu kaufen. Renate Schmidt kommt auch zu Wort und Rita Süssmuth, die erste Frauenministerin. Ein Buch für alle, die sich vergewissern wollen, in der Familienpolitik auf der richtigen Seite zu stehen.

Maria von Welser im Gespräch mit Ursula von der Leyen: Wir müssen unser Land für die Frauen verändern. C.Bertelsmann-Verlag. München, 2007

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