Frauen in Indien:Heilig wie eine Kuh

Sag' "Muuuh!": Ein Fotograf aus Indien lichtet seine Models mit Kuhmasken ab. Das ist nicht witzig gemeint, sondern soll auf die alltägliche Gewalt gegen Frauen hinweisen.

Von Leonie Gubela

10 Bilder

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Der Fotograf Sujatro Ghosh macht derzeit mit einem ungewöhnlichen Projekt auf steigende Gewalt gegen Frauen in seinem Heimatland Indien aufmerksam. Er fotografiert seine Models Zuhause auf dem Sofa, im Zug oder in den Straßen Neu-Dehlis, nie jedoch ohne eine Gummi-Kuhmaske auf dem Kopf. Mit den Bildern, die auf den ersten Blick wenig provokativ wirken, will Ghosh gesellschaftliche Missstände anprangern.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Die Fotos seien Ausdruck von Solidarität mit Frauen, die täglich Opfer von Gewalt würden, so der 23-Jährige aus Kalkutta. Er beschäftigt sich mit der Frage, ob Kühe, die in Indien als Göttinnen verehrt werden, einen höheren gesellschaftlichen Stellenwert und besseren Schutz genießen als Frauen.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Die Kuh gilt in Indien als Göttin aller Götter, sie zu töten ist für viele Hindus eine Sünde und wird schwer bestraft. Zehntausende Kühe laufen in der indischen Hauptstadt frei herum und werden regelmäßig von Schmugglern verschleppt und an illegale Schlachthöfe verkauft. Polizei und Bürgerwehren versuchen, die Rinder mit nächtlichen Patrouillen zu schützen und ihre Entführer festzunehmen.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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In den vergangenen Jahren ist zudem die Gewalt gegen religiöse Minderheiten, denen die Kuh nicht heilig ist, akut angestiegen. Insbesondere Muslime werden immer wieder "im Namen der Kuh" getötet. Auch darauf möchte Ghosh aufmerksam machen.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Jeden Tag werden in Neu-Delhi im Durchschnitt sechs Vergewaltigungen angezeigt. Menschenrechtler beklagen immer wieder die schlechte gesellschaftliche Stellung der Frau im gesamten Land. Außerdem reagiere die Polizei bei Vorfällen oftmals nicht angemessen, die Straßen seien schlecht ausgeleuchtet und die Videoüberwachung unzureichend.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Trotz des weltweiten Aufsehens, das die Gruppenvergewaltigung einer Studentin 2012 nach sich zog, hat sich die Situation in den großen Städten nicht geändert. Obwohl viele Menschen damals auf die Straße gingen und von der Regierung schärfere Gesetze forderten, hat sich wenig verbessert. Wurden im Jahr des Vorfalls noch etwa 50 Prozent der Täter verurteilt, waren es im vergangenen Jahr nur noch ein Drittel.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Ghosh fotografiert die Frauen in alltäglichen Situationen: "Auf den Bildern soll keine Rolle spielen, welchen sozialen Status sie haben oder welcher Religion sie angehören", sagt Ghosh. Die Fotos bedeuteten nicht, dass er dagegen sei, Kühe zu schützen. Im Gegenteil, "ich liebe Tiere."

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Mit seiner Kunst wolle er stattdessen ein Bewusstsein für die aktuelle politische Situation in seinem Land schaffen. "Mir geht es um die Rechte von Frauen und dass sie geschützt werden." Anstelle sich auf der Straße mit extremistischen Gruppen zu prügeln, mache er lieber Kunst. "Ich bin überzeugt, dass ich damit mehr Einfluss habe. Es ist meine Herangehensweise."

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Für seine ersten Bilder fragte er noch weibliche Familienmitglieder und Freundinnen, ob sie vor seiner Kamera posieren würden. Mittlerweile bekommt er zahlreiche Anfragen von Frauen, die sich von ihm mit Kuhmaske ablichten lassen wollen.

Cow mask project

Quelle: Sujatro Ghosh

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Das Feedback zu seinen Fotos sei zwar überwiegend positiv, in sozialen Netzwerken sendeten ihm Nutzer jedoch regelmäßig Morddrohungen. "Trotzdem mache ich weiter, besonders jetzt, wo das Projekt immer bekannter wird", sagt er.

© SZ.de//lkr
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