Franziskus in Tacloban:Regierungsmaschine rutscht nach Papstbesuch von der Landebahn

  • Wegen eines Tropensturms ist der Papst früher als geplant aus der phillipinischen Stadt Tacloban abgereist.
  • Zuvor hatte er mit den Taifun-Opfern eine Messe am Flughafen gefeiert.
  • Kurz nach dem Abflug des Papstes ist eine Maschine mit Regierungsbeamten am Flughafen von Tacloban verunglückt. Verletzt wurde niemand.

Franziskus feierte mit Hunderttausenden eine Messe

Die Menschen in Tacloban haben ihn sehnsüchtig erwartet, doch er kam dann doch nur für eine kurze Visite. Bei heftigem Wind und Regen feierte der Papst am Samstag am Flughafen der Stadt eine Messe mit Hunderttausenden Überlebenden des verheerenden Taifuns "Haiyan". Er reiste jedoch vorzeitig wieder ab - vier Stunden früher als geplant. Sturm "Mekkhala" näherte sich so schnell vom Pazifik, dass die Organisatoren aus Sicherheitsgründen darauf bestanden.

Zunächst hielt Franziskus jedoch am geplanten Programm fest. Vorsorglich ließ er sein Scheitelkäppchen in der Tasche - es war ihm in den vergangenen Tagen mehrmals vom Kopf geweht worden - und streifte sich genau wie die Gläubigen einen gelben Plastik-Regenmantel über. Mit dem Papamobil fuhr er durch die Menschenmassen und winkte den geschätzen eine Million Gläubigen zu. Die Philippinen sind ein christlich gepärgtes Land, 80 der 100 Million Einwohner sind tief gläubige Katholiken.

Trotz des heftigen Regens und Wind hatten sich viele schon in der Nacht am Flughafen versammelt. "Wir lieben dich, Papst Franziskus", prangte überall auf den Plakaten. Sanitäter machten sich Sorgen, dass die Menschen sich unterkühlen könnten. Sie wollten im Anschluss an die Messe heiße Getränke verteilen. Eine freiwillige Helferin kam ums Leben. Die 21-Jährige sei am Samstag von einem durch den Wind umstürzenden Stahlgerüst tödlich getroffen worden, sagte ein Sprecher des Erzbistums Palo.

7000 Menschen starben bei dem schweren Taifun

Taifun "Haiyan" war im November 2013 mit sechs Meter hohen Flutwellen über die Zentralphilippinen hereingebrochen. Mehr als 7000 Menschen starben. Die Stadt Tacloban wurde schwer verwüstet, viele Menschen haben alles verloren und leben bis heute in großer Not.

"Als ich diese Katastrophe damals im Fernsehen sah, habe ich auf der Stelle beschlossen: da muss ich hin", sagte Franziskus und rief den Gläubgien zu: "Ihr sagt vielleicht: wir sind im Stich gelassen worden, wir haben unsere Häuser und unsere Lebensgrundlage verloren, und viele von Euch haben Angehörige verloren. Aber ich sage Euch: Jesus lässt Euch nie im Stich." Während der Messe brachen viele Menschen in Tränen aus.

Eigentlich wollte der Papst mit Überlebenden zu Mittag essen, Ordensleute treffen und ein Heim von Taifun-Opfern besuchen. Das Mittagessen wurde jedoch stark verkürzt und das Heim nur aus der Ferne gesegnet. Dass das Programm so stark gerafft wurde, dürfte viele Menschen in Tacloban sehr traurig stimmen. Wochenlang haben zum Beispiel die Bürger im Papst-Franziskus-Heim geputzt, geschleift und gehämmert und konnten den heiligen Vater kaum erwarten. "Ich werde ihn küssen, ich werde ihn küssen", sagte eine 86-jährige Heimbewohnerin, die bei dem Taifun alles verloren hatte, der Süddeutschen Zeitung.

Maschine mit Regierungsbeamten am Flughafen verunglückt

Hunderttausende Menschen standen nach der Messe im strömenden Regen auf den Straßen, um den Papst zu sehen. Franziskus ließ das geschlossene Auto stehen, das ihn vor dem Regen geschützt hätte, und fuhr im offenen Papamobil an ihnen vorbei. Er ließ mehrmals halten, um Kinder zu segnen.

Die Piloten hatten darauf bestanden, den Papst früher als geplant zurück nach Manila zu fliegen, weil sie eine späteren Start als zu gefährlich einschätzten. Er landete eine Stunde später sicher. Mit ihrer Einschätzung lagen die Piloten offenbar richtig: Kurz nach dem Abflug des Papstes verunglückte eine Maschine mit Regierungsbeamten am Flughafen von Tacloban.

Sie wurde am Samstag auf dem Weg zur Startbahn bei strömendem Regen von einer heftigen Windböe erfasst und vom Rollfeld gerissen, wie der Chef der Zivilluftfahrt berichtete. Niemand der 16 Menschen an Bord sei verletzt worden. Von der Polizei hieß es zunächst, die Maschine sei über die Startbahn hinausgeschossen. Die Regierungsbeamten waren zum Papst-Besuch nach Tacloban gereist.

Das beschädigte Bombardier-Flugzeug kam in einer Wiese zum Stehen. An Bord waren der Sprecher des Präsidenten, der Chef des Präsidialbüros und mehrere Staatsminister.

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