Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Unbekannte schänden erneut Dutzende Gräber

  • In einem französischen Dorf in der Normandie ist erneut ein Friedhof geschändet worden. Unbekannte drehten einige Kreuze um.
  • Übergriffe auf Grabstätten werden zum Problem in Frankreich. Vor einigen Tagen war ein jüdischer Friedhof geschändet worden. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen fünf verdächtige Jugendliche ein.
  • Premierminister Valls sagte, er empfinde Abscheu für die Tat.

Kreuze entfernt und umgedreht

Unbekannte haben in Frankreich erneut Gräber auf einem Friedhof geschändet. Nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve war diesmal eine Ruhestätte in dem Dorf Tracy-sur-Mer in der Normandie betroffen. Dort seien "dutzende Kreuze entfernt" worden, sagte er. Einige Kreuze seien umgedreht und in den Boden gesteckt worden.

Er sei "empört" angesichts dieser Akte, erklärte Cazeneuve. "Sie treten unsere Werte mit Füßen." Er versprach, alles zu tun, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Auch Premierminister Manuel Valls erklärte auf Twitter, er empfinde "Abscheu" angesichts der neuerlichen Grabschändungen im Westen Frankreichs.

Schwerste Grabschändung seit 25 Jahren in Frankreich

Erst vor einigen Tagen waren mehrere hundert Gräber auf einem jüdischen Friedhof im ostfranzösischen Sarre-Union geschändet worden. Fünf Minderjährige wurden wegen der Tat festgenommen und verhört.

Die Staatsanwaltschaft leitete anschließend ein Verfahren gegen die Jugendlichen ein. Es gebe klare Hinweise auf antisemitische Motive, sagte Staatsanwalt Philippe Vannier wenige Tage nach dem Vorfall während einer Pressekonferenz. Die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren hätten ihr Mitwirken an den Zerstörungen eingestanden. Dabei zeigten die Täter laut Vannier den Nazigruß und riefen Parolen wie "Heil Hitler" und "Sieg Heil" sowie "schmutzige Juden" und "schmutzige Rasse".

Etwa 250 von 400 Gräbern auf dem jüdischen Friedhof waren beschädigt worden, ebenso ein Monument zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Die schwerste Grabschändung auf einem jüdischen Friedhof in Frankreich seit fast 25 Jahren sorgte für Empörung, Präsident François Hollande sprach von einer "abscheulichen und barbarischen Tat".

Antisemitische Angriffe in Frankreich nehmen zu

Die Sensibilität für Angriffe auf jüdische Einrichtungen ist in Frankreich besonders hoch, seit bei den Anschlägen in Paris im Januar ein jüdischer Supermarkt Ziel eines terroristischen Angriffs geworden ist. Die französische Regierung hält seitdem an den landesweit verschärften Sicherheitsvorkehrungen fest. In den vergangenen Jahren haben judenfeindliche Angriffe in Frankreich deutlich zugenommen, im Jahr 2014 wurden doppelt so viele antisemitische Straftaten wie im Vorjahr registriert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2356316
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/AFP/jana
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.