Frankreich:Polizei nimmt Komiker Dieudonné fest

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Der umstrittene Komiker Dieudonné M'bala M'bala auf einem Archivbild (Foto: dpa)
  • Französische Polizisten haben am Morgen den umstrittenen Komiker Dieudonné M'bala M'bala in Gewahrsam genommen. Ihm wird Verherrlichung von Terrorismus vorgeworfen.
  • Auf seiner Facebook-Seite hatte Dieudonné in Anspielung auf das Satiremagazin Charlie Hebdo und einen der drei Pariser Attentäter geschrieben, er fühle sich wie "Charlie Coulibaly".
  • Dieudonné fällt seit Jahren wegen antisemitischer Äußerungen auf, 2014 verboten mehrere Städte seine Auftritte.

Als am Sonntag weit mehr als eine Million Franzosen im Gedenken an die Terroropfer von Paris auf die Straße gingen, marschierte nach eigenem Bekunden auch der französische Komiker und Polemiker Dieudonné mit. Seine Trauer stand dabei vermutlich nicht im Vordergrund. Anschließend spottete er auf Facebook, es sei ein "magischer, mit dem Urknall vergleichbarer Moment" gewesen und verglich das Ereignis in seiner Bedeutung mit der Krönung des gallischen Kriegers Vercingetorix.

Am Mittwochmorgen haben Beamte der französischen Kriminalpolizei den 48-Jährigen festgenommen, wie er es - inklusive Fotos der Beamten und seines Hosentascheninhalts - selbst auf seiner Webseite mitteilt. Dem Komiker wird "Verherrlichung von Terrorismus" vorgeworfen, heißt es aus Justizkreisen. Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte schon am Montag Ermittlungen gegen ihn eingeleitet.

Geschmacklose Unterstützung für einen der Attentäter

Dieudonné hatte am Tag zuvor in einem Facebook-Eintrag in Anspielung auf den Solidaritätssatz "Ich bin Charlie" geschrieben, er fühle sich wie "Charlie Coulibaly". Amédy Coulibaly hat am Freitag vier jüdische Geiseln in einem Supermarkt erschossen. Kritiker werten Dieudonnés Kommentar als geschmacklose Unterstützung des Islamisten.

Die Verherrlichung von Terrorismus kann in Frankreich theoretisch mit bis zu sieben Jahren Haft und einer Geldstrafe von 100 000 Euro bestraft werden. Nicht eindeutige Kommentare wurden in der Vergangenheit allerdings nur mit vergleichsweise niedrigen Geldstrafen geahndet. Dieudonnés Anwalt bezeichnete dessen vorläufige Festnahme als skandalös. "Wir befinden uns in einem Land mit Meinungsfreiheit? Heute Morgen hat die Regierung das demonstriert", sagte David de Stefano der Nachrichtenagentur AFP.

In einem offenen Brief an Innenminister Bernard Cazeneuve beschwerte sich der Komiker am Montag über seine Diskriminierung durch den französischen Staat. "Seit einem Jahr werde ich behandelt wie der Staatsfeind Nummer eins, obwohl ich nur versuche, Menschen zum Lachen zu bringen." Man sehe in ihm einen Amédy Coulibaly, obwohl er sich nicht von Charlie unterscheide.

Geldstrafen und Auftrittsverbote wegen antisemitischer Äußerungen

Dieudonné macht seit Jahren mit antisemitischen Äußerungen auf sich aufmerksam. Er bezeichnete etwa die Gedenkfeier der Auschwitzbefreiung als "Pornografie des Gedenkens" und sucht die Nähe von Holocaust-Leugnern oder -Verharmlosern. Anfang vergangenen Jahres verboten mehrere französische Städte seine Auftritte. Der damalige Innenminister Manuel Valls hatte dies ermöglicht, indem er die Auftritte nicht als künstlerische Veranstaltungen, sondern als politische Versammlungen einstufte, in denen Dieudonné Hass gegen Juden verbreite. Wegen Anstiftung zu Hass und rassistischen Äußerungen musste Dieudonné bisher insgesamt 65 000 Euro Strafe zahlen.

Im aktuellen Fall bekommt er Unterstützung von einem guten Bekannten. Jean-Marie Le Pen, der Gründer des rechtsextremen Front National, twitterte am Montag nach Bekanntwerden der Vorwürfe: "Erste Entscheidung zugunsten der Meinungsfreiheit, die Millionen Demonstranten einfordern: Dieudonné wird für einen satirischen Twett (sic) verfolgt."

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