Ein Anruf bei ...:... Régis Bourelly, der vor Land-Lärm warnt

Ein Anruf bei ...: Von Kirchenglocken bis zum Traktor: Lärmquellen gibt es viele in Saint-André-de-Valborgne. Régis Bourelly, Bürgermeister, warnt Touristen nun davor.

Von Kirchenglocken bis zum Traktor: Lärmquellen gibt es viele in Saint-André-de-Valborgne. Régis Bourelly, Bürgermeister, warnt Touristen nun davor.

(Foto: OH)

Ein Anruf bei Bürgermeister Régis Bourelly aus Südfrankreich, der am Eingang zu seinem Dorf ein Schild aufgestellt hat, das vor dem Lärm von Kirchenglocken warnt.

Interview von Fabrice Braun

"Vorsicht, französisches Dorf, betreten auf eigene Gefahr", steht auf einem Schild am Ortseingang von Saint-André-de-Valborgne. Seit Bürgermeister Régis Bourelly es aufgestellt hat, um Touristen klarzumachen, dass es absolute Stille nicht mal auf dem Land gibt, ist er in ganz Frankreich bekannt.

SZ: Herr Bourelly, ich höre ja gar nichts im Hintergrund, so laut kommt mir das bei Ihnen gar nicht vor ...

Régis Bourelly: Na, ich bin ja auch bei mir zu Hause im Wohnzimmer.

Und wenn Sie die Tür öffnen? Ist Saint-André-de-Valborgne so laut, dass Sie Warnschilder aufstellen mussten?

Nein, bei uns ist es sehr friedlich. Aber vergangenes Jahr sind Touristen zu mir gekommen und haben sich über den Lärm beschwert: Die Kirchenglocken waren ihnen zu laut, das Geschrei der Hähne und sogar das Gluckern des Brunnens. Da hat es mir einfach gereicht.

Die Touristen haben sich also nicht zu Recht beschwert?

Nein. Man gewöhnt sich doch an alles. So ist das eben auf dem Land, da müssen sie sich eben anpassen. Wenn ich nach Paris fahre, dann gibt es da doch auch lauter Lärm: den Straßenverkehr, die Metro, die Flughäfen, die Menschenmengen. Und diese Luftverschmutzung! Aber wenn man da hochfährt, dann passt man sich eben daran an. Und umgekehrt genauso.

Manche sagen, die Schilder seien nur ein Gag, um Touristen zu locken.

Nein, nein, das ist kein Gag, sondern die Wahrheit. Und ich habe das Gefühl, dass diese Plakate die Menschen auf dem Land aufgeweckt haben. Ich bekomme sehr viele Solidaritätsbekundungen aus anderen Dörfern. Die Menschen stimmen mir zu und sagen: Bravo, dass Sie das gemacht haben. Es gibt ja überall Beschwerden über zu laute Frösche oder Kühe und natürlich den Fall des Coq Maurice.

Das ist der Hahn auf der Insel Oléron, gegen dessen Besitzer Urlauber geklagt haben, weil er morgens so laut schreit. Manche sehen wegen solcher Vorfälle schon einen Kulturkampf zwischen Stadt und Land heraufziehen. Sind Ihre Schilder auch ein Zeichen der Solidarität?

Ich glaube, ich habe ausgesprochen, was viele denken.

Dann werden vielleicht auch andere Gemeinden Ihr Schild bald übernehmen?

Andere Dörfer haben die Schilder schon aufgestellt, habe ich gehört.

Kommen nach all dem Rummel jetzt vielleicht umso mehr Touristen?

Die Schilder werden jetzt schon wie wild fotografiert, das kann ich Ihnen sagen.

Gab es auch negative Reaktionen?

Nur zwei Leute haben mich als Idioten beschimpft. Aber die waren nicht von hier.

Und wie haben Sie reagiert?

Das kann ich hier nicht sagen, fürchte ich.

Sprechen Sie es ruhig aus.

Na, ich habe ihnen gesagt: Verpisst euch!

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