Eigentlich sollte es nur noch ein letzter Kontrollgang vor den Herbstferien werden. Doch dann machte die Direktorin einer Mittelschule im südfranzösischen Marseille eine ungeheuerliche Entdeckung: In einem knapp zehn Quadratmeter großen Technikraum der Schule fand sie vergangenen Freitag einen Cannabis-Heimanbau, wie mehrere französische Medien berichten.
Zehn Pflanzen, jeweils etwa 30 bis 40 Zentimeter groß, dazu Lampen und eine Anlage zur künstlichen Bewässerung. Solch professionelles Equipment spricht nicht für das Werk von Hobby-Züchtern. Der Indoor-Anbau sei "handwerklich perfekt" angelegt und die Einrichtung trotz der kleinen Anbaufläche geradezu "spektakulär",sagte ein Sprecher der Polizei in Marseille, die das Material sicherstellte.
Die wichtigste Frage: Wer war das? Jugendliche, die im großen Stil Drogen angebaut haben? Damit nicht nur die Kiffer in ihrer eigenen Schule versorgt, sondern vielleicht sogar Kunden von außerhalb beliefert haben?
Das wäre wohl der Albtraum der Schulleiterin gewesen. Doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass derjenige, der die Pflanzen angelegt hat, wohl kein Schüler war. Ein Angestellter der Schule habe zugegeben, die Pflanzen in dem Raum kultiviert zu haben, teilten die Behörden des Départements Bouches-du-Rhône jetzt mit. Der Mann gab an, die Pflanzen nur für den Eigenbedarf gezüchtet zu haben.
Er dürfte es schwer haben, mit dieser Erklärung davonzukommen. Denn bei einer Durchsuchung von Auto und Wohnung des 35-jährigen fanden die Ermittler weitere 18 Hanfpflanzen von 30 bis 50 Zentimetern Größe. Der Angestellte, der außer der Schulleiterin als einziger einen Schlüssel für den Raum besaß, wurde am Montag vorübergehend festgenommen. Er befindet sich inzwischen unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.