Süddeutsche Zeitung

Frankfurt am Main:Tödlicher Bahn-Unfall bei offener Schranke - Wärterin war im Dienst

Ein Zug erfasst eine Fußgängerin, einen Radfahrer und ein Auto auf einem Bahnübergang, eine 16-Jährige stirbt. Die Schranke war nicht geschlossen - aber bewacht.

Eine geöffnete Schranke an einem Bahnübergang hat in Frankfurt-Nied eine jugendliche Fußgängerin das Leben gekostet. Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Der Unfall ereignete sich bereits am Donnerstag, Ermittlungen haben nun ergeben, dass eine Wärterin im Dienst war. Das sagte der Sprecher der Bundespolizei Frankfurt. Demnach gibt es ein Wärterhäuschen vor Ort, in dem die Frau zum Zeitpunkt des Unfalls ihren Dienst versehen habe. Der genaue Ablauf sei aber noch unklar, die Ermittlungen dauerten an.

Der Lokführer einer Regionalbahn hatte am Donnerstagabend gegen 20 Uhr zwar eine Notbremsung eingeleitet, konnte den Zusammenstoß mit der 16-jährigen Fußgängerin, einem Auto und einem Radfahrer aber nicht verhindern, wie die Bundespolizei mitteilte. Die 50 Jahre alte Autofahrerin und der 52 Jahre alte Radfahrer wurden schwer verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die 35 Zugfahrgäste blieben unverletzt. Der Lokführer erlitt einen Schock. Psychologische Notfallbetreuer waren vor Ort. Der Zug war in Richtung Frankfurt-Innenstadt unterwegs.

Am Montag will die Bundespolizei eine Sonderermittlungsgruppe einsetzen, die sich ausschließlich mit dem Unfall beschäftigt. Die Bahn erklärte, zum Hergang beziehungsweise zur Ursache könnten noch keine Aussagen getroffen werden. Die Strecke zwischen Frankfurt-Höchst und Mainzer Landstraße bleibe voraussichtlich bis Montag gesperrt. Die Züge würden umgeleitet.

Der Bahnübergang im Frankfurter Stadtteil Nied liegt in einer leichten Kurve, mehrere Straßen führen auf ihn zu, ebenso wie ein Parkplatz. Das Wärterhäuschen befindet sich unmittelbar neben den Schienen. Am Unfallort wurden weiße und rote Rosen niedergelegt.

In Hessen gibt es nach Bahnangaben insgesamt 1180 Bahnübergänge, 160 davon mit sogenannten Vollschranken, die beide Fahrtrichtungen der Straße überragen. Hier müsse stets sichergestellt werden, dass beim Schließen der Schranken der Bereich dazwischen frei ist, sagte eine Sprecherin. Dies geschehe beispielsweise per Video oder Radar - oder mittels Wärtern vor Ort. Insgesamt registrierte die Bahn im Jahr 2018 bundesweit 146 Unfälle an Bahnübergängen, 13 davon in Hessen.

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SZ.de/dpa/jal/afis
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