Süddeutsche Zeitung

Frankfurt:"Massiv gestört"

Ein Mob hat Sanitäter an einer Reanimation gehindert. Die Polizei rekonstruiert den "schockierenden" Einsatz.

Von Kerstin Lottritz

Im Falle einer Wiederbelebung kann jede Minute Leben retten. Es waren also entscheidende Minuten, in denen Rettungskräfte am Montag von einem Mob von etwa 60 Menschen daran gehindert wurden, einem bewusstlosen 19-Jährigen in der Frankfurter Innenstadt zu helfen. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, mussten die Einsatzkräfte die Lage am frühen Abend mit einem Großaufgebot unter Kontrolle bringen, nachdem die Menschenmasse an einem Imbiss an der Konstablerwache einen Notarzt und Sanitäter "massiv gestört" habe.

Der 19-Jährige sei offenbar wegen einer Überdosis Drogen zusammengebrochen, kurz vor seinem Kollaps soll er eine Schaufensterscheibe eingeschlagen haben. Als der Rettungswagen eintraf, eskalierte die Situation. Mehrere Menschen versammelten sich um den am Boden liegenden Mann. Sie hätten die Rettungskräfte bedrängt und behindert, berichtete die Polizei, die Gruppe sei rasch auf bis zu 60 Menschen gewachsen. Es habe sich dabei um polizeibekannte Personen, aber auch um Passanten gehandelt.

Die Polizei rückte mit acht Streifenwagen an, teilte eine Polizeisprecherin mit. Die weiteren Abläufe nannte sie "sehr schockierend": Ein junger Mann habe den Mob mit Rufen wie "Die Polizei schlägt immer Leute" angestachelt und einen Beamten geschubst. Er sei daraufhin vorübergehend festgenommen worden.

Erst als die Polizei den gesamten Bereich abgesperrt hatte, konnte der kollabierte junge Mann schließlich wiederbelebt werden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht und sei inzwischen außer Lebensgefahr, hieß es am Mittwoch. Um wie viele wertvolle Minuten sich der Rettungseinsatz bis dahin verzögert hatte, konnte die Polizei nicht sagen.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2017
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