Frankfurt am Main:Entführerin wollte Baby selbst großziehen

Weil sie sich nach einem eigenen Kind sehnte, entführte eine 28-Jährige ein Neugeborenes aus einer Frankfurter Klinik. Nach einer Großfahndung der Polizei konnte das Baby wieder seiner Mutter übergeben werden.

Der unerfüllte Wunsch nach einem Kind war offenbar das Motiv für die Entführung des wenige Stunden alten Babys aus dem Stadtkrankenhaus Frankfurt-Höchst. Die Frau, die das Neugeborene am Donnerstag entführt hatte, wollte das Mädchen wohl selbst aufziehen, sagte ein Polizeisprecher.

Entfuehrtes Baby und Mutter Miriam

Wieder vereint: Miriam P. und ihre kleine Tochter Zinat.

(Foto: Klinikum Frankfurt Hoechst/dapd)

Die 28-Jährige habe vor etwa einem Jahr eine Fehlgeburt nach einer künstlichen Befruchtung gehabt. Ihrer gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerin habe sie eine weitere Schwangerschaft vorgetäuscht. Die ebenfalls 28-Jährige aus Hattersheim, die zunächst mit in Verdacht geriet, sei "aus allen Wolken gefallen", als sie von der Entführung des Säuglings hörte.

Die Täterin hatte der Mutter das Baby nur wenige Stunden nach der Geburt auf der Entbindungsstation abgenommen und nicht zurückgebracht. Laut Polizei war sie in das Zimmer der 20-jährigen Mutter gekommen und hatte angegeben, ein Foto von dem Kind machen zu wollen. Die Mutter übergab ihr das Baby in der Annahme, die Frau sei eine Krankenschwester.

Nach dem Verschwinden des Säuglings wurde zunächst die Klinik abgesucht, dann begann die Polizei, unter anderem mit einem Hubschrauber, nach dem Kind und den beiden Verdächtigen zu fahnden. Ein Hinweis aus dem Umfeld der Frauen brachte die Ermittler schließlich auf die Spur der Entführerin in einer Wohnung in Hattersheim.

Das kleine Mädchen mit dem Namen Zinat ist inzwischen wieder bei der Mutter und wohlauf. Die 28-Jährige hat die Entführung gestanden und räumte Gewissensbisse ein. Sie habe sich aber nicht getraut, ihrer Lebenspartnerin zu gestehen, dass die Schwangerschaft nur vorgetäuscht war. Ob sie in Untersuchungshaft kommt, soll noch entschieden werden.

Das Klinikum in Höchst zeigte sich nach der Entführung schockiert und erwägt künftig eine Videoüberwachung auf der Entbindungsstation.

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