Francis Ford Coppola bestohlen:"Sie haben 15 Jahre mitgehen lassen"

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Die Produktionsfirma des Hollywood-Regisseurs in Buenos Aires ist ausgeraubt worden. Coppola ist nun so verzweifelt, dass er den Tätern eine Belohnung bietet.

Peter Burghardt

Francis Ford Coppola mag Buenos Aires, das kann man verstehen. Er will seinen nächsten Film in Argentiniens Hauptstadt drehen und hat sich wie viele Ausländer deshalb sogar einen zweiten Wohnsitz dort gekauft. Für angeblich 900.000 Dollar erwarb der Regisseur einen hübschen Altbau im Szeneviertel Palermo Soho, wo sich Restaurants, Bars und Boutiquen drängen und die Grundstückspreise entsprechend gestiegen sind.

Auf 550 Quadratmetern ist auch die Filiale seiner Produktionsfirma Zoetrope untergebracht und das Management für sein neues Werk. "Tetro" soll es heißen, die Geschichte handelt von einer italienischen Künstlerfamilie, die an den Rio de Plata auswandert. Für die Hauptrollen sind Matt Dillon und Javier Bardem vorgesehen. Jetzt gibt es für Vorbereitung und Leidenschaft allerdings ein Problem: Das Drehbuch ist weg.

Bereits am vergangenen Mittwoch um halb elf Uhr abends waren vier Einbrecher hinter die kaminrote Fassade in der Straße Gorriti vorgedrungen, wie später bekannt wurde. Sie öffneten die grün gestrichene Tür und bedrohten die Assistenten, der Hausherr war gerade unterwegs.

Ein Mitarbeiter, der Widerstand leistete, wurde mit einem Messer leicht an der Schulter verletzt, dann machten sich die Delinquenten ans Werk. Bargeld, nach dem sie vor allem suchten, war keines vorrätig, ersatzweise deckten sich die Diebe mit Sachwerten ein. Sie nahmen Kameras mit, Mobiltelefone und drei PCs samt Zubehör - darauf sind unter anderem das Skript und persönliche Erinnerungen des Besitzers.

Coppola appelliert an Täter

"Es gibt keinen Film. Sie haben alle meine Archive mitgehen lassen, alle meine Sachen der vergangenen 15 Jahre", berichtete Coppola entsetzt. "Sie haben nicht nur den Computer geklaut, sondern auch ein kleines Gerät, eine Sicherheitsfestplatte, die auf dem Boden lag."

Wenigstens um diese Festplatte bittet der Schöpfer von "Der Pate" und "Apocalypse Now" jetzt, alles andere lässt sich ersetzen. "Wenn ich nur dieses Gerät zurück bekäme, könnte ich Jahre der Arbeit retten, alle meine Archive, alle meine Fotos, meine Aufzeichnungen", sagt Coppola, 68. Er bietet dem Überfallkommando im Falle einer Rückgabe sogar eine Belohnung an, was nur bei Entführungen üblich ist. Eine Mitarbeiterin schlägt vor, die Festplatte "in irgendeiner Bar" abzugeben und "uns anonym zu informieren".

Der Oscar-Preisträger hofft, dass den Eindringlingen der Wert ihrer Beute aus den Medien bewusst geworden ist. Ansonsten vermutet die Polizei, dass die Räuber von der Prominenz ihres Opfers wenig wussten. Coppola ist gelegentlich in den argentinischen Zeitungen zu finden, bewegte sich zuletzt aber weitgehend unauffällig durch Theater, Fußballstadien und mögliche Szenarien. Für die Dreharbeiten waren Januar und Februar 2008 vorgesehen, das könnte sich nun mindestens verzögern.

Für das schöne und etwas geplagte Buenos Aires ist es keine gute Werbung, die Kriminalität nimmt vor der Präsidentschaftswahl am 28. Oktober zu. Es gibt sehr viel gefährlichere Orte, doch Coppola erweitert ab sofort eine Liste. Auf der steht auch Barbara Bush, Tochter des US-Präsidenten. Ihr wurden bei einem privaten Besuch im November 2006 im Stadtteil San Telmo so kunstvoll das Handy und die Kreditkarten entwendet, dass selbst Leibwächter staunten.

© SZ vom 1.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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