Fotoprojekt:Web 0.0

Die Aktion des italienischen Künstlers Biancoshok verdeutlicht: Whatsapp, Wikipedia, Tinder, Facebook, Google und Co. sind auch nur müde Kopien der guten, alten analogen Welt von gestern.

Von Martin Zips

Das Digitale macht es einem auch nicht leichter. Dieses Netz, diese Apps, diese Schnelligkeit. Wer in einer Zeit aufgewachsen ist, die die Jüngeren heute eher abschätzig "die analoge" nennen, fühlt sich oft verloren in der digitalen Welt.

Aber schau mal: Der Mailänder Künstler Biancoshok hat in der winzigen italienischen Gemeinde Civitacampomarano das digitale Zeitalter jetzt auf das reduziert, was es ist - eine Ära, in der die Menschheit auch nicht anders isst als vor 5000 Jahren. Nur halt mit neuerem Besteck.

Getwittert? Das wurde früher schon: auf der Parkbank. Google hieß da noch "Stammtisch", Youtube "Fernsehen" und Facebook, das war einfach nur der "Aushang" am Rathaus. Sogar getindert hat man schon, aber halt im Partykeller oder im dunklen Wald, sonst wär die digitale Generation ja niemals auf die Welt gekommen. Ebay, das war der miefige Tante-Emma-Laden um die Ecke und Whatsapp die Telefonzelle. Selbst Wikipedia gab es schon, das konnte zum Beispiel die weise Dorflehrerin sein, die den kompletten Brockhaus daheim hatte und auf wirklich alles eine Antwort wusste. So viel verändert hat sich also gar nicht, vor allem das möchte uns Biancoshok mit seiner Kunstaktion "Web 0.0" sagen.

Was für ein verdammt cooler Typ also. Und, merkwürdig: Der ist erst 33 Jahre alt. Irgend so ein junger Digitaler also. Und trotzdem unfassbar weise. Fast könnte man sagen: analog.

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