Folgen des Hurrikans:"Sandy" stürzt New York in Ölkrise

Nach dem Wirbelsturm kommt der Frost. Meteorologen rechnen im Nordosten der USA mit einem Kälteeinbruch, die Temperaturen könnten auf zwei Grad sinken. Tausende Amerikaner müssten dann ohne Heizung auskommen. Denn in dem Krisengebiet wird das Heizöl knapp. Auch Benzin geht zur Neige. Barack Obama hat Treibstofflieferungen in die betroffenen Gebiete angeordnet.

Folgen des Hurrikans: Stadt im Dunkeln: Nach den Stromausfällen gehen den Bewohnern New Yorks nun auch die Heizöl-Reserven aus.

Stadt im Dunkeln: Nach den Stromausfällen gehen den Bewohnern New Yorks nun auch die Heizöl-Reserven aus.

(Foto: AP)

Wer im Nordosten der USA den Wirbelsturm "Sandy" glücklich überstanden hat und noch ein Dach über dem Kopf besitzt, könnte bald schon vor einem neuen Problem stehen: Das Heizöl ist knapp, und die weit verbreiteten Stromausfälle bedeuten für viele Bewohner eisige Wohnungen. Auch der Benzinnachschub bleibt aus.

Der Wetterbericht verheißt nichts Gutes: Ein Kälteeinbruch im Großraum New York wird voraussichtlich Anfang nächster Woche die Temperaturen auf zwei bis drei Grad Celsius sinken lassen. Meteorologen rechnen für New York City in den kommenden Tagen mit Temperaturen, die unter dem Durchschnittswert für Anfang November liegen. Tausende Amerikaner in den besonders vom Sturm heimgesuchten Bundesstaaten New York, New Jersey und Connecticut müssen dann voraussichtlich ohne Heizung auskommen.

Hinzu kommt, dass fast 3,5 Millionen Haushalte und Geschäfte an der Ostküste am Freitag noch ohne Strom waren. Die Stromversorgung wird sich wohl im Lauf der nächsten Woche verbessern. Wer aber seine Wohnung mit Öl heizen muss, hat noch längst nicht ausgesorgt. 5,8 Millionen Haushalte sind im Nordosten vom Heizöl abhängig. Es ist der weltweit größte Heizölmarkt.

"Es ist kein Heizöl zu bekommen"

Öl-Terminals, wo die Tanker im Normalfall entladen werden, können nicht arbeiten, weil sie keinen Strom haben. In mindestens zwei wichtigen Raffinerien in New Jersey ruht die Arbeit wegen Überflutung. Zu allem Überfluss kommen Transporte wegen Schäden an Straßen und Brücken nicht zu den Wohnhäusern durch. Die US-Regierung versucht, die Ölknappheit zu mildern, indem sie strategische Reserven freigibt. Doch das wird kaum ausreichen.

Viele Heizöl-Händler, die normalerweise die New Yorker beliefern, berichten, ihnen sei das Brennmaterial bereits ausgegangen. "Das war das letzte", sagt Nick DeMaria, ein Manager in einem Öllager in Brooklyn. "Ich habe eine ganze Reihe Tanklastwagen da unten stehen, und die bekommen kein Öl. Wenn es jetzt kalt wird, müssen die Leute aber heizen können." Vincent Savino, der Chef einer anderen Firma, die in New York City 2000 Häuser beliefert, sagt: "Es ist kein Heizöl zu bekommen. Ich weiß nicht, wie viel wir hier noch haben. Vielleicht noch für einen oder zwei Tage." Wann die Händler wieder Nachschub erhalten, ist unklar.

Anstehen für Treibstoff

Kilometerlange Schlangen bildeten sich am Freitagabend vielerorts vor den Zapfsäulen: "No Gas!", haben Tankstellenbetreiber auf Schilder geschrieben. In New York, aber auch in New Jersey ist das Benzin extrem knapp geworden. Tankstellen haben entweder keinen Strom zum Betreiben ihrer Pumpen, oder sie sind ausverkauft.

US-Präsident Barack Obama hat jetzt Benzinlieferungen in die von Sturm "Sandy" heimgesuchten Katastrophengebiete angeordnet. Das Verteidigungsministerium wurde angewiesen, gut 80 Millionen Liter an bleifreiem Benzin und Diesel aufzukaufen und auszuliefern, wie aus einer Mitteilung der US-Behörde an das Katastrophenmanagement (FEMA) hervorgeht.

Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, ordnete dem Sender CNN zufolge mittlerweile eine Benzinrationierung an. Sie solle am Samstagmittag (Ortszeit) in Kraft treten und orientiere sich an den geraden oder ungeraden Endziffern auf den Autonummernschildern.

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