Flugzeugunglück in San Francisco:Anweisung zur Evakuierung erst nach 90 Sekunden

Asiana -Flug 214

Fast alle Menschen an Bord des Asiana-Flugs 214 überlebten die Bruchlandung. 

(Foto: dpa)

Eineinhalb Minuten vergingen, bis die Crew von Asiana-Flug 214 die Passagiere aufforderte, das Flugzeug zu verlassen. Warum sie zögerte, ist ebenso rätselhaft wie das Phänomen, von dem der Pilot den Ermittlern berichtet hat.

Eineinhalb Minuten können lang sein. Sehr lang. Besonders, wenn es die ersten 90 Sekunden nach einer Bruchlandung sind. So lange dauerte es neuen Informationen der US-Flugsicherheitsbehörde NTSB zufolge, bis das Kabinenpersonal die 307 Menschen an Bord des Asiana-Fluges 214 aufforderte, die Maschine zu verlassen.

Als die Flugbegleiter an die Cockpit-Tür klopften und die drei Piloten fragten, was zu tun sei, gaben diese zunächst die Anweisung, alle Passagiere sollten auf ihren Plätzen bleiben - sie wollten zuerst Rücksprache mit dem Tower halten. Zu diesem Zeitpunkt waren drei der zwölf Crewmitglieder bereits durch das zerstörte Heck des Flugzeugs auf die Landebahn geschleudert worden.

Erst als eine Flugbegleiterin außerhalb des Flugzeugs Flammen entdeckte, beschlossen die Piloten, die Maschine zu evakuieren. "Es scheint ein wenig sonderbar, dass die Crew nach einem Flugzeugabsturz keinen Evakuierungsbefehl gab", sagte die Chefin der Flugsicherheitsbehörde, Deborah Hersman, US-Medienberichten zufolge bei einer Pressekonferenz.

Dazu kam, dass sich zwei der Notrutschen im Innern des Flugzeugs aufbliesen und zwei Crew-Mitglieder zu Boden drückten. Die sperrigen Kunststoffkörper erschwerten die Evakuierung zusätzlich.

Statt Klarheit bringen die Ermittlungen neue, verwirrende Details ans Licht. Hersman berichtete, der Pilot, der zum Zeitpunkt des Unglücks die Maschine steuerte, sei auf eine Höhe von 500 Fuß (gut 150 Meter) plötzlich von einem Lichtblitz geblendet worden. "Wir haben wirklich keine Ahnung, was das gewesen sein könnte", sagte Hersman laut New York Times.

In ihrem Nachrichtenblog The Lede hat die Zeitung inzwischen auch Mitschnitte der Notrufe veröffentlicht, die nach der Bruchlandung eingingen.

Für den erfahrenen Piloten war es die erste Landung mit einer Boeing 777 auf dem Flughafen von San Francisco. Es war zudem der erste gemeinsame Flug mit seinem Ausbilder.

Bei dem Crash am Samstag kamen zwei 16-jährige Chinesinnen ums Leben. 305 Menschen an Bord überlebten, Dutzende wurden schwer verletzt. Beim Aufsetzen auf der Landebahn riss die Boeing 777 eine Mauer ein, die den Flughafen am Rande der Bucht von San Francisco vom Wasser abgrenzt. Hersman zufolge wurde dabei das Fahrwerk abgetrennt. Nach einer Schleuderfahrt, bei der weitere Teile abgerissen wurden, kam die Maschine am Rand der Landebahn zum Liegen.

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