Flugzeugabsturz in Taiwan:Piloten sollen zweites Triebwerk abgeschaltet haben

Flugzeugabsturz in Taiwan: Rettungskräfte und Taucher suchen nach den vermissten Opfern des Flugzeugabsturzes.

Rettungskräfte und Taucher suchen nach den vermissten Opfern des Flugzeugabsturzes.

(Foto: AFP)
  • Die taiwanische Luftfahrtsicherheitsbehörde legt eine erste Auswertung des Flugschreibers der verunglückten Transasia-Maschine vor.
  • Demnach ist kurz nach dem Start ein Triebwerk ausgefallen. Die Piloten sollen das zweite Triebwerk manuell abgeschaltet haben.
  • Warum sie das taten, ist noch unklar.
  • Einsatzkräfte bergen nach dem Unglück vier weitere Leichen.

Piloten für Ausfall eines Triebwerks verantwortlich

Kurz bevor eine Transasia-Maschine am vergangenen Mittwoch mit 58 Menschen an Bord in einen Fluss der taiwanischen Hauptstadt Taipeh stürzte, hatten beide Triebwerke keinen Schub mehr. Ein Triebwerk sei ausgefallen, das zweite kurz darauf manuell abgeschaltet worden, sagte der Chef der Luftfahrtsicherheitsbehörde, Thomas Wang, nach einer ersten Auswertung der Flugschreiber. Einen Grund dafür nannte er nicht.

Nach Angaben Wangs warnte ein Alarmsignal kurz nach dem Start der Turboprop am Mittwoch, dass der rechte Motor ausgefallen sei. Die Flughöhe der Maschine habe weniger als 400 Meter betragen, als gleich darauf der zweite Motor manuell ausgeschaltet worden sei. Der Pilot habe noch versucht, ihn wieder zu starten, doch sei es ihm nicht gelungen, sagte Wang. Um 10.54 Uhr (Ortszeit), etwa eine Minute nach dem ersten Alarm, habe er dann einen Notruf abgesetzt: "Mayday! Mayday! Engine flameout" - eine Formulierung, die auf einen Triebwerksausfall hinweist. Kurz darauf stürzte die Maschine in den Fluss.

Weitere Untersuchungen nötig

Warum das linke Triebwerk abgeschaltet wurde, ist nach Angaben des Leiters der Ermittlungen noch unklar: "Wir sind noch dabei, die Daten der Flugschreiber auszuwerten." Nach Einschätzung der auf den Luftverkehr spezialisierten Internetseite Flightradar24 könnten die Piloten versehentlich das falsche Triebwerk abgeschaltet und somit "eine Minute nach dem Start alle Antriebskraft verloren" haben. Dabei handelt es sich jedoch um unbestätigte Spekulationen.

Suchtrupps bergen vier weitere Leichen

Retter haben inzwischen vier weitere Leichen aus dem Wasser geborgen. Damit ist die Zahl der Toten nach dem Unglück auf 35 gestiegen, acht Menschen gelten weiter als vermisst. Mit einem Kran haben Rettungskräfte das Heck und den mittleren Teil des Wracks geborgen. Wegen der starken Störmung suchen die Taucher auch flussabwärts nach Opfern. 14 Passagiere und eine Stewardess konnten nach dem Unglück lebend geborgen werden.

Taipehs Bürgermeister feierte den Piloten

Pilot Liao, der bei dem Absturz ums Leben kam, wurde nach dem Unglück zunächst als Held gefeiert. "Wir müssen ihm wirklich danken", sagte Taipehs Bürgermeister Ko Wen-je. Dem Flugkapitän sei es gelungen, das zweimotorige Turboprop-Verkehrsflugzeug vom Typ ATR 72 an Wohnhäusern vorbei in den Fluss zu steuern. Hätte die Maschine ein Haus getroffen, seien noch viel mehr Todesopfer zu beklagen gewesen.

"Der Pilot hat sich offenbar gezielt bemüht, weitere Opfer zu vermeiden, indem er in dem Fluss 'notwasserte'", sagte Luftfahrtexperte Daniel Tsang in Hongkong. Auch im Internet wurde Liao als Held gefeiert. Eine Stimmung, die schnell umschlagen dürfte, sollten die weiteren Ermittlungen ergeben, dass ein Pilotenfehler zu dem Absturz geführt hat.

Luftfahrtbehörde: Maschine hatte schon einmal Triebwerksprobleme

Die Fluggesellschaft Transasia hatte nach dem Absturz mehrfach betont, es habe keine Hinweise auf technische Probleme mit dem Flugzeug gegeben. Bei regulären Sicherheitsuntersuchungen noch in den Wochen zuvor seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden, und das Flugzeug sei nicht einmal ein Jahr alt gewesen.

Die Informationen der taiwanischen Luftfahrtbehörde klingen anders. Demnach hatte die jetzige Unglücksmaschine bereits bei ihrer Lieferung im vergangenen April Triebwerksprobleme. Während ihres Flugs von Toulouse nach Asien sei der Antrieb eines Motors ausgefallen. Dieser sei daraufhin vom Hersteller Pratt & Whitney Canada ausgetauscht worden. Die Behörde hat vorsorglich ein Flugverbot für alle Transasia-Maschinen des Typs ATR 72 erteilt.

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