Süddeutsche Zeitung

Flugzeugabsturz im Sauerland:Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

Ermittlungen gegen Bundeswehr-Piloten: Nach dem Flugzeugabsturz im Sauerland hat sich die Staatsanwalt eingeschaltet. Die Suche nach einem Insassen der Unglücksmaschine geht weiter.

  • Nach der Flugzeugkollision im Sauerland ermittelt die Staatsanwaltschaft
  • Ein Insasse gilt nach wie vor als vermisst
  • Die Suche wird am Dienstag fortgesetzt

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Piloten

Im Zusammenhang mit dem zunächst rätselhaften Zusammenstoß hat die Staatsanwaltschaft Arnsberg ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Untersucht werde unter anderem, welche Flugmanöver bei der Übung ausgeführt wurden, sagte ein Sprecher der Behörde.

Im Fokus der Ermittlungen stehen aber nicht nur die Piloten. Falls ein technisches Problem für den Absturz verantwortlich sein sollte, könnten sich die Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung beispielsweise auch gegen Bodenpersonal richten.

Was passiert ist

Am Montag war es über dem Dorf Elpe bei Olsberg zur Kollision eines Eurofighters mit der an der Übung beteiligten zivilen Maschine gekommen. Die beiden Flugzeuge seien sowohl am Flügel als auch am Rumpf zusammengestoßen, sagte ein Sprecher der Bundeswehr. Der zivile Learjet mit zwei Personen an Bord war daraufhin noch über den Ort geflogen und in ein Waldstück bei Olsberg-Elpe gestürzt - nur 90 Meter von einem Wohnhaus entfernt. Er ging in Flammen auf.

Bei dem Zusammenstoß in 2500 Metern Höhe wurde ein Triebwerk des Learjets abgerissen. Die 43 und 50 Jahre alten Insassen, die früher selbst Militärpiloten waren, kamen bei dem Absturz in einem wahrscheinlich ums Leben. Nahe der schwer zugänglichen Absturzstelle wurden bislang Leichenteile eines der beiden Männer gefunden.

Die beiden unbewaffneten Eurofighter, von denen einer beschädigt wurde, kehrten zu einem Luftwaffenstützpunkt auf dem Fliegerhorst Nörvenich bei Köln zurück. Ein weiterer an der Übung am Montag beteiligter Eurofighter konnte nach dem Unglück ebenfalls sicher landen. Wie ist zu dem Unfall kommen konnte, ist unklar.

Wie es mit der Suche weitergeht

Einer der beiden Insassen der Unglücksmaschine gilt nach wie vor als vermisst. Die Suche nach ihm und weiteren Trümmerteilen ist am Dienstagvormittag fortgesetzt worden. Sie war in der Nacht gegen 2.30 Uhr unterbrochen worden. Federführend ist dabei die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU). Sie wird mit drei Experten an der Absturzstelle ermitteln. Im Vordergrund stehe dabei die Suche nach dem Flugdatenschreiber und dem Gesprächs-Rekorder, teilte ein Sprecher mit.

Der Hintergrund

Die Zivilmaschine war für die Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) unterwegs. Das Unternehmen ist eine Airbus-Tochterfirma, die für die Bundeswehr Übungsaufgaben übernimmt und auf die sogenannte Flugzieldarstellung für Militärübungen spezialisiert ist.

Das Unglück passierte bei einem sogenannten Renegade-Einsatz. Der Begriff stammt aus dem Englischen und steht für "abtrünnig". "Es passiert jeden Tag, dass ein Flugzeug in den deutschen Luftraum eintritt und nicht identifiziert werden kann", sagte der GFD-Geschäftsführer. Genau dieser Fall habe trainiert werden sollen. Die Firma fliegt demnach 15 Einsätze täglich für die Bundeswehr.

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