SZ-Kolumne "Bester Dinge":Böse Mine, gutes Spiel

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(Foto: Jim West/Imago Images)

Ein Mann will ins warme Sydney fliegen und landet in Sidney in der bitterkalten Bergbau-Provinz. Doch Überraschungen auf Reisen sind heute rar - und er macht das Beste draus.

Von Marcel Laskus

Vom Weg abzukommen ist heute nicht mehr so leicht. Google Maps hat einen Anteil daran, es gibt eine umfangreiche Verkehrsschild-Infrastruktur und an jeder Ecke ein Tourismusbüro. Rar werden da Momente, in denen noch etwas wirklich Ungeplantes passiert, kleine Abenteuer, denen man erst nach einer Phase des Ärgerns ein Attribut wie "lustig" zuweisen mag.

Da wäre die Reise jener Sächsin, die nach Porto fliegen wollte, aber sich fälschlicherweise ein Ticket nach Bordeaux buchen ließ. Oder der Flug des Amerikaners, der aus einem Urlaub in Europa zurück nach Oakland wollte, dann aber im 12 000 Meilen entfernten Auckland, Neuseeland, landete. Ein echter Meister im Das-Beste-draus-machen ist die Hauptfigur im Film "Kevin - Allein in New York". Während seine Großfamilie geschlossen in den Weihnachtsflieger nach Florida steigt, geht der zehnjährige Kevin am Flughafen verloren, reist nach New York und hat dort auch dank der Kreditkarte seines Vaters die Zeit seines Lebens.

Neuestes real existierendes Vorbild in Sachen Lässigkeit ist seit ein paar Tagen ein Mann namens Kingsley Burnett. Von New York, diesmal Ausgangspunkt, wollte er ins australische Sydney reisen, was nur verständlich ist, besteht dort das Leben im Februar doch primär aus Sonne. Burnett aber landete in Sidney, Montana, einem Ort, den mehr als nur ein Buchstabe von Burnetts eigentlichem Ziel trennte. Zum Beispiel die Temperatur: minus 5 Grad. Oder die wichtigste Sehenswürdigkeit: eine Kohlemine. Burnett hätte heulen können. Tat es aber nicht. Stattdessen nahm er es, wie es kam, machte ein Selfie mit der hilfsbereiten Flughafenmitarbeiterin Carol und freundete sich mit ihr an. "Montana hatte keine Kängurus", zitierte ihn die New York Post später. "Montana hatte Carol. Und mehr brauchte ich nicht."

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