Süddeutsche Zeitung

Flugzeugbrand:Geplatzte Treibstofftanks offenbar Grund für Brandkatastrophe

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Nach dem Brand einer Passagiermaschine der russischen Fluggesellschaft Aeroflot am Sonntagabend mit 41 Toten und sieben Verletzten ist noch immer unklar, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Nach Angaben der Airline hatte der Motor der Maschine offenbar aus technischen Gründen Feuer gefangen.

Die russischen Behörden teilten mit, sie hätten eine Untersuchung eingeleitet, die auch klären solle, ob die Piloten Sicherheitsvorschriften verletzt hätten. Die Flugschreiber der verunglückten Maschine seien inzwischen gefunden worden, berichtet die Agentur Interfax aus Sicherheitskreisen. Die Auswertung könne jedoch mehrere Tage dauern. Die Ermittler verfolgten mehrere Theorien zur Absturzursache. Laut einer Internetseite, mit denen sich kommerzielle Flüge nachverfolgen lassen, war die Maschine knapp 45 Minuten in der Luft und flog zwei Schleifen über Moskau, bevor sie wieder landete.

Laut russischen Nachrichtenagenturen hatte zunächst ein Passagier an Bord den Brand bemerkt. Weiter hieß es, der Pilot habe kurz nach dem Start auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo einen Notruf abgesetzt und sich zur Rückkehr entschlossen. Offenbar hatten die Piloten keine Zeit mehr, Treibstoff aus den voll gefüllten Tanks abzulassen. Dies kann bei einer Notlandung nötig sein, um das maximal zulässige Landegewicht zu erreichen. Bei einigen Flugzeugtypen ist das zulässige Startgewicht höher als das zulässige Landegewicht. Bei der Notlandung soll die Maschine mehrfach hart aufgeprallt sein. Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge platzten dabei die Treibstofftanks, woraufhin sich die Flammen rasend schnell im hinteren Teil des Flugzeugs ausbreiteten.

Augenzeugen berichteten, dass das Flugzeug beim Start von einem Blitz getroffen worden sein soll. Ein Pilot der verunglückten Maschine bestätigte dies in russischen Medien. Demnach sei durch den Blitzeinschlag der Funkkontakt ausgefallen. Feuer gefangen habe das Flugzeug erst nach der Bruchlandung. Die Geschwindigkeit beim Aufsetzen sei "normal" gewesen, sagte der Pilot. Er wies damit Vermutungen zurück, die Maschine sei mit zu hohem Tempo im Anflug gewesen.

Videoaufnahmen zeigen, wie die brennende Maschine landet und ausrollt. Die Menschen versuchten dann, über die aufblasbaren Notrutschen an der Front dem Inferno zu entkommen. Über dem Rollfeld des Flughafens stand eine schwarze Rauchsäule. An Bord von Flug SU1492 nach Murmansk sollen 78 Menschen gewesen sein, unter ihnen fünf Crew-Mitglieder. Bei dem Flugzeug handelt es sich den Angaben zufolge um eine Maschine vom Typ Superjet-100 des russischen Herstellers Suchoi.

Rettungsmannschaften waren am Abend noch damit beschäftigt, das im hinteren Bereich völlig ausgebrannte Wrack abzusuchen. Mehrere Passagiere wurden zu diesem Zeitpunkt noch vermisst. Zunächst war von einem, später von 13 Toten die Rede, bis sich schließlich das ganze Ausmaß der Katastrophe zeigte.

Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, die Maschine habe mit vollen Tanks notlanden müssen, der Treibstoff habe dann unmittelbar Feuer gefangen. Die Feuerwehr soll zwei Minuten nach der Landung an dem Flugzeug gewesen sein und den Brand binnen weniger Minuten gelöscht haben, meldete der russische Staatssender RT.

Der Suchoi Superjet ist ein neu entwickelter und seit 2010 in Serie produzierter zweistrahliger Regionaljet. Suchoi hat 135 Maschinen ausgeliefert. Eine prallte bei einem Demonstrationsflug 2012 in Indonesien gegen einen Berg; andere vergleichbare Unglücke gab es mit dem Flugzeugtyp bislang nicht.

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