Süddeutsche Zeitung

Flughafen Frankfurt:Liebestoller US-Amerikaner kann nicht einreisen

Als Müllmann verkleidet will ein Mann die Mitarbeiter der Flughafensicherheit austricksen, um seine Freundin in Deutschland zu besuchen. Doch der kühne Plan hat mehrere Schwachstellen.

Von Philipp Saul

Liebe kennt keine Grenzen, heißt es so schön. Das Sprichwort wird gern von Paaren herangezogen, die sich versichern, dass ihre Fernbeziehung trotz großer räumlicher Distanz funktionieren kann. Aber nicht immer reichen den Liebenden Anrufe, Chat-Nachrichten, Mails oder - ganz klassisch - Briefe. Manchmal ist die Sehnsucht, der anderen Person nahe zu sein, so groß, dass Grenzen überwunden werden müssen. Genau so erging es am Wochenende einem US-Amerikaner, der einen kühnen Plan fasste, um seine Freundin in Deutschland zu besuchen.

Obwohl die Einreise in die Europäische Union wegen der Corona-Pandemie für die meisten Amerikaner gerade nicht erlaubt ist, setze sich der 20-Jährige in Washington in ein Flugzeug nach Deutschland. Am Flughafen in Frankfurt angekommen, zog sich der Verliebte eine neongelbe Weste an und packte zwei Müllsäcke aus. Die Idee dahinter: Als Müllmann verkleidet, wollte er die Sicherheitsleute an einer Kontrollstelle überzeugen, dass er die Mülleimer leeren müsse - auf der anderen Seite der Kontrolle. So wollte er sich die Einreise nach Deutschland erschleichen.

Doch wenig überraschend scheiterte der liebestolle Amerikaner mit seinem Plan. Dieser hatte nämlich gleich mehrere entscheidende Schwachstellen. Zum einen bemerkte eine Mitarbeiterin, dass der Mann keinen Sicherheitsausweis trug, was bei der Arbeit an einem Großflughafen aber notwendig ist. Ihr fiel auch auf, dass der Mann gar kein Deutsch sprechen konnte. "Der Luftsicherheitsmitarbeiterin kam das schon spanisch vor", sagte ein Sprecher. Die Frau verständigte die Bundespolizei und vereitelte damit den Plan des verliebten Amerikaners.

"Ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekt"

Doch selbst wenn die Mitarbeiterin weniger gut aufgepasst hätte - die erfolgreiche Einreise noch Deutschland und das Treffen mit seiner Liebsten wären dem 20-Jährigen wohl nicht vergönnt gewesen. Denn offenbar war der Mann mit den Örtlichkeiten am Flughafen nicht vertraut. Die Mülleimer, zu denen er wollte, befinden sich nämlich noch im Transitbereich des Flughafens, schreibt die Bundespolizei. Spätestens bei der Passkontrolle durch die Grenzpolizei wäre deshalb wohl Schluss gewesen.

Konsequenzen habe der Amerikaner nichts zu befürchten, "auch wenn das mit Sicherheit unlautere Absichten waren", sagte ein Polizeisprecher. "Weil das ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekt gewesen ist". Wenn er "diese Spielchen" an der Passkontrolle gegenüber Polizeibeamten versucht hätte, hätte es für den unerlaubten Einreiseversuch strafrechtliche Folgen gegeben, sagte der Sprecher.

Zu seiner Freundin wollte der junge Mann keine weiteren Angaben machen, womöglich um sie zu schützen. "Ich persönlich nehme ihm die Geschichte ab. Hat ja auch was Romantisches", sagte der Sprecher. Das Wiedersehen mit seiner Freundin musste der junge Amerikaner dennoch auf unbestimmte Zeit verschieben. Er verbrachte die Nacht am Flughafen und flog am nächsten Tag nach Washington zurück. In diesem Fall kennt die Liebe also sehr wohl Grenzen.

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