Flüchtlinge:Massenschlägerei in Hamburger Erstaufnahmeeinrichtung

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  • In einer Erstaufnahmeeinrichtung in Hamburg ist es am Wochenende zu schweren Ausschreitungen gekommen.
  • Grund war wohl die geplante Verlegung eines Mannes in eine andere Unterkunft.

In einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft ist ein Streit eskaliert. Etwa 60 bis 80 Bewohner aus Syrien und Eritrea sollen aufeinander losgegangen sein. Das teilte die Polizei mit.

Fünf Wachleute und zwei Bewohner sind demnach leicht verletzt worden. Die Männer hätten mit Stöcken, Steinen und Holzlatten aufeinander eingeschlagen. Einem Bericht des Hamburger Abendblatts zufolge waren zunächst Sicherheitsleute das Ziel der Angriffe. Zeugen berichten demnach von Mitarbeitern, die sich in Räumen verbarrikadierten. Drei Stunden habe es gedauert, den Streit unter Kontrolle zu bringen. Die Polizei war mit 30 Streifenwagen im Einsatz und nahm zehn Männer vorläufig fest. Alle wurden noch in der Nacht wieder freigelassen.

Konflikt bahnte sich am Samstag an

Auslöser war wohl ein Konflikt, der sich bereits am Samstag angebahnt hatte. Ein Bewohner aus Eritrea sollte in eine andere Einrichtung verlegt werden, weil er zuvor einen Mitarbeiter des Sicherheitspersonals angegriffen haben soll. Landsleute des Mannes versuchten daraufhin gewaltsam zu verhindern, dass der Mann in eine andere Unterkunft gebracht wird, heißt es in dem Bericht. Syrische Flüchtlinge hätten wiederum versucht, dem Personal zu helfen. Der Streit eskalierte. Auch am Samstag rückte die Polizei mit mehr als 20 Streifenwagen an. Die Beamten setzten Pfefferspray ein, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Kritik an Massenunterkünften

Die Erstaufnahmeeinrichtung in der ehemaligen Stadtteilschule am Grellkamp in Hamburg-Langenhorn bietet derzeit Platz für 550 Flüchtlinge - und soll noch um etwa 300 Plätze ausgebaut werden.

In der Vergangenheit hat es von Experten immer wieder Kritik an derart großen Aufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge gegeben. Der Berliner Flüchtlingsrat bezeichnete sie jüngst als unmenschlich und forderte die Schließung einer Massenunterkunft in Tempelhof. Den Bewohnern mangelt es dort an Rückzugsmöglichkeiten und Privatsphäre. Sie sind auf engstem Raum untergebracht. Migrationsforscher weisen auf die emotionale Belastung der Flüchtlinge hin. Die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtungen stehen unter enormem Druck, kaum einer weiß, wie es in naher Zukunft für ihn weitergeht. Konflikte sind somit - unabhängig von Staats- und Religionszugehörigkeiten - programmiert.

© SZ.de/dpa/tamo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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