Die verheerenden Überschwemmungen im Süden Pakistans nehmen immer größere Ausmaße an. Die Zahl der Toten sei auf mehr als 300 Menschen gestiegen, teilte die Katastrophenschutzbehörde NDMA am Wochenende mit.
Mehr als sieben Millionen Menschen seien von den Fluten betroffen, etwa 24.000 Quadratkilometer Land stünden in den Provinz Sindh unter Wasser. Das entspricht in etwa der Fläche des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Nach NDMA-Angaben wurden zudem über eine halbe Million Häuser beschädigt. Das Deutsche Rote Kreuz hatte dieser Tage aus der Katastrophenregion sogar von etwa 1,2 Millionen zerstörter Häuser berichtet.
Tausende verzweifelte Männer, Frauen und Kinder säumten am Dienstag die Hauptstraße von Badin, dem am schlimmsten vom Hochwasser betroffenen Bezirk in der Provinz Sindh. Auf dem weit und breit am höchsten gelegenen Areal haben sie vorläufig Zuflucht gefunden. Einige Menschen harrten unter von Baumästen gestützten Plastikplanen aus. "Über Nacht hatte es heftig geregnet. Dann kamen wir aus unseren Häusern und waren durch das Hochwasser von der Außenwelt abgeschnitten", sagt Sham Lal, der mit seinen sieben Kindern und seinen wenigen Habseligkeiten an der Straßenseite steht. Hoffnung hat er keine mehr. "Es gibt niemanden, der uns rettet. Und ich weiß nicht, wo ich hingehen soll".
Internationale Hilfe läuft an
Ausgelöst wurden die Überschwemmungen von den seit Ende August anhaltenden Monsunregenfällen. Mit Unterstützung der Vereinten Nationen versuchen die pakistanischen Behörden, die Flutopfer mit dem Nötigsten zu versorgen. Rettungskräfte und pakistanische Armee seien rund um die Uhr im Einsatz, um Menschen aus den überfluteten Gebieten zu evakuieren, teilte ein NDMA-Sprecher mit. Am Sonntag habe die Marine etwa 400 Menschen mit Booten aus entlegenen Dörfern gerettet. Die meisten Opfer hätten dort tagelang ohne Hilfe ausgeharrt.
Unterdessen läuft die internationale Hilfe für die Flutopfer an. Die Vereinten Nationen lieferten Lebensmittel und Zelte, nachdem die Regierung in Islamabad offiziell um Unterstützung gebeten hatte. Auch Japan und China sagten nach Angaben der pakistanischen Regierung ihre Hilfe zu. Die USA haben nach eigenen Angaben Lebensmittellieferungen für 23.000 Familien bereitgestellt. Nach Angaben der UN sind etwa 365 MIllionen Dollar nötig, um den etwa 5,4 Millionen Überschwemmungsofern zu helfen.
Hilfsorganisationen warnen bereits vor dem Ausbruch von Krankheiten. Angesichts der Ausmaße der Katastrophe hatte Premierminister Yousuf Raza Gilani seine Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York abgesagt.
Weite Teile Sindhs waren bereits 2010 von einer Jahrhundertflut heimgesucht worden, die mehr als 2000 Menschen das Leben kostete und 18 Millionen Einwohner aus ihren Häusern vertrieb.